Vatikan/Ukraine: „Papst ist ein Fels in der Brandung“
Der Papst ist für
alle Katholiken ein Fels in der Brandung. Auf ihn könne man sich verlassen. Das sagte
das neue Oberhaupt der griechisch-katholischen Kirche der Ukraine, Großerzbischof
Swjatoslav Schewtschuk. An diesem Donnerstagmorgen traf er den Papst bei einer Privataudienz
im Vatikan. Gesprächsthemen waren u.a. die Ökumene und die Frage nach der Errichtung
eines Patriarchats. Die griechisch-katholische Kirche in der Ukraine ist eine mit
Rom unierte Kirche mit rund sieben Millionen Mitgliedern. Gegenüber Radio Vatikan
sagte Großerzbischof Schewtschuk:
„Wenn ich vom Papst als Felsen spreche,
so meine ich, dass er als Nachfolger Petri eben das Charisma einer Stütze hat. Er
hat mich beim heutigen Treffen vor allem im Glauben an Christus bestärkt. Auch hat
er mit der Anerkennung meiner Wahl sein Vertrauen geschenkt. Das ist nicht selbstverständlich,
da ich erst vierzig Jahre alt bin. Doch wer sich an den Felsen Petri stützt, wird
nie fallen.“
Die griechisch-katholische Kirche sei in zweierlei Hinsicht
sehr jung, so Schewtschuk.
„Die Neuevangelisierung und die Einheit der Christen
sind für uns sehr wichtige Themen. Was wir vorweisen können, sind einerseits junge
Priester. Der Altersdurchschnitt unserer Priester beträgt gerade mal 35 Jahre. Und
ein weiterer Aspekt ist, dass wir erst seit wenigen Jahrzehnten – also nach dem Fall
der Sowjetunion – wieder in der Öffentlichkeit tätig sein können. Das ist für uns
eine große Herausforderung.“
Verhältnis zu Orthodoxen Die
orthodoxe Kirche in der Ukraine äußerte sich unterdessen gelassen über eine mögliche
Aufwertung der katholischen Schwesterkirche zu einem eigenen Patriarchat. Den Orthodoxen
sei es „im Grossen und Ganzen gleich“, ob sich das Oberhaupt der mit Rom verbundenen
Kirche Großerzbischof oder Patriarch nenne, sagte ein Sprecher der ukrainisch-orthodoxen
Kirche des Moskauer Patriarchats laut der ukrainischen Tageszeitung „Kommersant Ukraine“
(Mittwoch). Der Außenamtsleiter des orthodoxen Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion,
bot derweil dem neuen Kiewer griechisch-katholischen Großerzbischof Svijetoslav Shevtchuk
„konstruktive Gespräche" zur Überwindung von Differenzen an. Nach Angaben der Pressestelle
der griechisch-katholischen Kirche in Kiew schreibt Hilarion in einem Glückwunschtelegramm,
er hoffe, dass Orthodoxe und Unierte allmählich ihre „akuten und schmerzhaften Probleme"
lösen könnten. Das Verhältnis beider Gemeinschaften ist durch einen Streit um enteignete
Kirchenbauten belastet.
Hintergrund Schewtschuk war vergangenen
Donnerstag von einer Bischofsversammlung in Lviv (Lemberg) gewählt worden. Seit März
2010 amtierte er als Apostolischer Administrator der griechisch-katholischen Diözese
Buenos Aires. Die griechisch-katholische Kirche der Ukraine ist nach vatikanischen
Angaben mit knapp 4,3 Millionen Gläubigen die grösste katholische Ostkirche. Die Gottesdienste
feiern die ukrainischen Unierten im so genannten byzantinischen, ostkirchlichen Ritus.