Die Politik darf das
Leid der verfolgten Christen im Nahen Osten und weltweit nicht vergessen. Daran erinnert
der Erzbischof von Wien, Kardinal Christoph Schönborn, die Politiker in Österreich.
Trotz vereinzelter Fortschritte bleibe die „Situation der Christen in muslimischen
Ländern in kultureller, religiöser und rechtlicher Hinsicht hinter den Menschenrechtsstandards
zurück“, unterstrich Schönborn nach einem Gespräch im Wiener Außenministerium. Daran
nahmen Vertreter aller anerkannten christlichen Kirchen teil.
„Gerade die
Situation der Christen im Irak, aber auch die Anschläge in Ägypten von Anfang dieses
Jahres zeigen, dass die Religionsfreiheit als zentrales Menschenrecht in diesen Ländern
oftmals mit Füßen getreten wird. Die österreichische Regierung setzt sich positiv
für die Christen ein – und dies nicht etwa aus konfessioneller Überzeugung, sondern
weil Religionsfreiheit das fundamentale Menschenrecht ist, dessen Verletzung auch
alle anderen Rechte betrifft.“
Ausdrücklich dankte Kardinal Schönborn Außenminister
Michael Spindelegger für sein Engagement im Blick auf das „Kruzifix-Urteil“ des Europäischen
Gerichtshofes für Menschenrechte.
„Hier hat sich der Außenminister sehr
klar positioniert und sich für die bleibende Präsenz des Kreuzes im öffentlichen Raum
ausgesprochen.“
Arbeitsfreier Sonntag Ein wichtiges Gesprächsthema
beim Treffen mit Diplomaten war auch der Schutz des arbeitsfreien Sonntags, der auf
EU-Ebene im Rahmen der geplanten EU-Arbeitszeitrichtlinie in der Diskussion ist. Die
christlichen Kirchen informierten über ihre Aktivitäten im Rahmen des Europäischen
Jahres der Freiwilligentätigkeit. Im Bereich der Gesundheit, der Sozialfürsorge, Pflege
und Bildung seien die Kirchen „nicht wegzudenken“, unterstrich das Außenministerium
in einer Mitteilung.
Hintergrund Eine solche Begegnung zwischen
Kirchen und Außenpolitikern hat jetzt schon zum zweiten Mal stattgefunden - sie ist
eine Konsequenz der sogenannte „Dialogklausel“ im EU-Lissabon-Vertrag, die einen regelmäßigen
Dialog zwischen Staaten, Union und Kirche verpflichtend vorsieht. Neben Kardinal Christoph
Schönborn waren die Gesprächsteilnehmer auf kirchlicher Seite der Vorsitzende des
österreichischen Kirchenrates - es ist der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar Nicolae
Dura - sowie Chorepiskopos Emanuel Aydin (syrisch-orthodoxe Kirche), Bischofsvikar
Patrick Curren (anglikanische Kirche), Bischof Anba Gabriel (koptische Kirche), Landessuperintendent
Thomas Hennefeld (evangelisch-reformierte Kirche), Oberkirchenrat Raoul Kneucker (evangelisch-lutherische
Kirche), Bischof Johannes Okoro, (altkatholische Kirche), Landessuperintendent Lothar
Pöll (evangelisch-methodistische Kirche) und Metropolit Erzbischof Michael Staikos
(griechisch-orthodoxe Kirche).