2011-03-29 11:32:28

Libyen: Afrikanische Union einbeziehen


RealAudioMP3 Für die einen muss Muamar al-Gaddafi einfach weg, für die anderen ist es unerhört, sich in interne Angelegenheiten einzumischen. Länder wie China, aber auch Deutschland, sprechen sich eher gegen eine Militärintervention aus. Die USA, Frankreich und Großbritannien wollen hingegen letztlich den Sturz Gaddafis. Eine internationale Konferenz mit mehr als 40 Staaten will an diesem Dienstag das weitere Vorgehen in Libyen beraten.

Auch der Vatikan wird bei dieser Konferenz in London mitreden - oder zumindest zuhören. Erzbischof Antonio Mennini ist Vatikan-Botschafter in Großbritannien. Er vertritt den Heiligen Stuhl bei der Libyen-Konferenz. Gegenüber Radio Vatikan sagt er:

„Das Ziel aller Länder, die sich an der Konferenz beteiligen, ist und muss es sein, was der Papst am Sonntag beim Angelus gesagt hat: so rasch wie möglich zu einem Friedensabkommen gelangen und das normale, zivile Leben wieder herstellen. Frieden in Libyen bedeutet Gleichheit für alle - ohne zu unterscheiden, welcher Ideologie, Religion oder Volksgruppe jemand angehört.“

Dazu erwarte er sich eine Roadmap zu einem konkreten, effektiven Frieden. Die katholische Kirche sehe sich als eine Art „unabhängige Vermittlerin“, so Erzbischof Mennini.

„Die Worte des Heiligen Vaters sowie die Schritte des Heiligen Stuhls zeigen, wie wichtig es ihnen erscheint, die Menschheit als eine ganze Familie zu betrachten. Eine Familie, die für uns Katholiken das Ziel hat, eine Einheit zu sein. Wir nennen diese Einheit Kirche.“

Für den Apostolischen Vikar in Tripolis, Bischof Giovanni Innocenzo Martinelli, gibt es ebenfalls ein klares Ziel in London: erstens Waffenruhe, zweitens Verhandlungen.

„Ich hoffe, dass nicht nur Europa und die USA, sondern auch die Afrikanische Union eine wichtige Rolle bei den Entscheidungen in London haben wird. Die Afrikanische Union wurde in letzter Zeit nicht so oft bei diplomatischen Beschlüssen mit einbezogen. Mir scheint sie aber eine wichtige Rolle zu spielen, weil sie gerade in Libyen sehr ernst genommen wird. Deshalb wäre ein Ausschluss der Afrikanischen Union in London ein schlimmer Fehler.“

Was Bischof Martinelli nicht sagt, aber natürlich auch weiß: Die Afrikanische Union ist in ihrer Haltung zu Gaddafi durchaus gespalten. Der libysche Führer war nämlich kürzlich ihr Präsident, und er hat oft von der Einheit Afrikas gesprochen.

Auch der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Angelo Bagnasco, fordert eine breite diplomatische Lösung für den Konflikt in Libyen. Das militärische Eingreifen der internationalen Staatengemeinschaft habe „Fragen und Spannungen“ hervorgerufen, sagte Bagnasco am Montagabend vor dem Ständigen Rat der Bischofskonferenz in Rom.

„Wir glauben, dass eine diplomatische Lösung der richtige und auch mögliche Weg ist. Die italienischen Bischöfe schließen sich dem Appell des Papstes zu einem baldigen Friedensschluss und zum Schutz der Bevölkerung an.“

In einer ersten Reaktion auf die Militäraktionen gegen Libyen hatte Bagnasco noch Zustimmung erkennen lassen. Das Evangelium weise jedem die Pflicht zu, für jene einzutreten, die in Schwierigkeiten seien. Die italienische Presse hatte den Erzbischof von Genua mit den Worten zitiert „Wenn jemand meine Mutter angreift, die im Rollstuhl sitzt, habe ich die Pflicht einzugreifen.“ Dies war allgemein als Zustimmung zu einem militärischen Eingreifen aus humanitären Gründen gedeutet worden.

(rv/kipa 29.03.2011 mg)







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