Die Deutsche Islamkonferenz
will muslimischen Religionsunterricht in Deutschland einführen. Davon betroffen wären
rund 700.000 muslimische Schüler. An diesem Dienstag berät die Konferenz in Berlin
darüber. Außerdem geht es auch um die Aus- und Fortbildung von Imamen. Erstmals wird
der neue Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich die Konferenz leiten. An der Plenarsitzung
nehmen 17 Repräsentanten von Bund, Ländern und Kommunen sowie 16 muslimische Teilnehmer
teil, davon sechs Verbandsvertreter und zehn Einzelpersönlichkeiten.
Noch
bevor die Teilnehmer der Islamkonferenz ihre Gespräche aufnehmen, ist Kritik an Bundesinnenminister
Hans-Peter Friedrich laut geworden. Friedrich hatte erklärt, der Islam gehöre historisch
gesehen nicht zu Deutschland. Der integrationspolitische Sprecher der Grünen, Memet
Kilic, forderte am Dienstag in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ von Friedrich, sich
auf der in Berlin tagenden Plenarversammlung der Deutschen Islamkonferenz bei den
Muslimen zu entschuldigen. Ebenso verlangten die Integrationsbeauftragten der Bundestagsfraktionen
von SPD und FDP von Friedrich, seine Aussagen zurückzunehmen. Der islamische Dachverband
DITIB warnte im rbb-Inforadio vor wachsender Islamfeindlichkeit. Man könne nicht sagen:
„Muslime gehören zu Deutschland, aber ihre Religion nicht“, sagte der Dialogbeauftragte
des DITIB, Bekir Alboga. Dadurch werde eine Tür zur Islamfeindlichkeit geöffnet.
Es
sei gut, dass der Staat nicht nur mit den christlichen Kirchen, sondern auch mit anderen
wichtigen Religionsgemeinschaften spreche. Das sagt gegenüber dem Kölner Domradio
Prälat Karl Jüsten. Er leitet die Verbindungsstelle der katholischen Kirche mit den
Bundesbehörden und Parteien in Berlin.
„Dass es hin und wieder mal unterschiedliche
Auffassungen gibt, das liegt in der Natur der Sache. Das ist auch gar nicht schlimm.
Ich bin zuversichtlich, dass die Islamkonferenz gute Ergebnisse bringen wird.“
In
Deutschland leben immer mehr Muslime. Diese sollen sich in der Bundesrepublik wohl
fühlen und eine Heimat haben, so Jüsten.
„Sie sollen hier Religion so leben,
wie wir als Christen unsere Religion auch leben. Darüber hinaus gibt es eine Integrationsdebatte.
Ob man auf diesem Gebiet die Religion in erster Linie verantwortlich machen sollte,
das wage ich zu bezweifeln. Jedenfalls kann sich der Islam sicherlich in Deutschland
gut zuhause fühlen. Er ist jetzt schon organisiert und kann seinen Glauben frei praktizieren.
Jeder einzelne Muslim kann seinen Glauben frei leben. Von daher sind die Voraussetzungen
gut.“
Transparente Auswahl Zum Auftakt der Plenarsitzung
an diesem Dienstag übergab die 22-jährige Marett Katalin Klahn stellvertretend für
die 40 Projektteilnehmer der „Jungen Islam Konferenz – Berlin 2011“ einen Katalog
mit Empfehlungen für das künftige Zusammenleben in Deutschland an den Minister. Darin
sprechen sich die Teilnehmer für eine transparentere Auswahl der DIK-Mitglieder aus,
außerdem für die Einrichtung staatlich-muslimischer Dialogformen auf kommunaler Ebene
und die Einführung eines Begriffskodexes. Nach Informationen der Tageszeitung „Die
Welt“ will Friedrich auf der Konferenz auch zu einem „Präventionsgipfel“ gegen islamistischen
Extremismus einladen. Er solle im Mai stattfinden. Geplant sei eine bundesweite Anti-Extremismus-Kampagne
mit Broschüren und Plakaten, die unter dem Motto „Gemeinsam gegen Extremismus – gemeinsam
für Sicherheit“ steht. Zu dem Gipfel sollen islamische Organisationen, Imame und Einzelpersonen
eingeladen werden.