2011-03-29 14:12:09

D: Religionsunterricht für Muslime?


RealAudioMP3 Die Deutsche Islamkonferenz will muslimischen Religionsunterricht in Deutschland einführen. Davon betroffen wären rund 700.000 muslimische Schüler. An diesem Dienstag berät die Konferenz in Berlin darüber. Außerdem geht es auch um die Aus- und Fortbildung von Imamen. Erstmals wird der neue Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich die Konferenz leiten. An der Plenarsitzung nehmen 17 Repräsentanten von Bund, Ländern und Kommunen sowie 16 muslimische Teilnehmer teil, davon sechs Verbandsvertreter und zehn Einzelpersönlichkeiten.

Noch bevor die Teilnehmer der Islamkonferenz ihre Gespräche aufnehmen, ist Kritik an Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich laut geworden. Friedrich hatte erklärt, der Islam gehöre historisch gesehen nicht zu Deutschland. Der integrationspolitische Sprecher der Grünen, Memet Kilic, forderte am Dienstag in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ von Friedrich, sich auf der in Berlin tagenden Plenarversammlung der Deutschen Islamkonferenz bei den Muslimen zu entschuldigen. Ebenso verlangten die Integrationsbeauftragten der Bundestagsfraktionen von SPD und FDP von Friedrich, seine Aussagen zurückzunehmen. Der islamische Dachverband DITIB warnte im rbb-Inforadio vor wachsender Islamfeindlichkeit. Man könne nicht sagen: „Muslime gehören zu Deutschland, aber ihre Religion nicht“, sagte der Dialogbeauftragte des DITIB, Bekir Alboga. Dadurch werde eine Tür zur Islamfeindlichkeit geöffnet.

Es sei gut, dass der Staat nicht nur mit den christlichen Kirchen, sondern auch mit anderen wichtigen Religionsgemeinschaften spreche. Das sagt gegenüber dem Kölner Domradio Prälat Karl Jüsten. Er leitet die Verbindungsstelle der katholischen Kirche mit den Bundesbehörden und Parteien in Berlin.

„Dass es hin und wieder mal unterschiedliche Auffassungen gibt, das liegt in der Natur der Sache. Das ist auch gar nicht schlimm. Ich bin zuversichtlich, dass die Islamkonferenz gute Ergebnisse bringen wird.“

In Deutschland leben immer mehr Muslime. Diese sollen sich in der Bundesrepublik wohl fühlen und eine Heimat haben, so Jüsten.

„Sie sollen hier Religion so leben, wie wir als Christen unsere Religion auch leben. Darüber hinaus gibt es eine Integrationsdebatte. Ob man auf diesem Gebiet die Religion in erster Linie verantwortlich machen sollte, das wage ich zu bezweifeln. Jedenfalls kann sich der Islam sicherlich in Deutschland gut zuhause fühlen. Er ist jetzt schon organisiert und kann seinen Glauben frei praktizieren. Jeder einzelne Muslim kann seinen Glauben frei leben. Von daher sind die Voraussetzungen gut.“

Transparente Auswahl
Zum Auftakt der Plenarsitzung an diesem Dienstag übergab die 22-jährige Marett Katalin Klahn stellvertretend für die 40 Projektteilnehmer der „Jungen Islam Konferenz – Berlin 2011“ einen Katalog mit Empfehlungen für das künftige Zusammenleben in Deutschland an den Minister. Darin sprechen sich die Teilnehmer für eine transparentere Auswahl der DIK-Mitglieder aus, außerdem für die Einrichtung staatlich-muslimischer Dialogformen auf kommunaler Ebene und die Einführung eines Begriffskodexes. Nach Informationen der Tageszeitung „Die Welt“ will Friedrich auf der Konferenz auch zu einem „Präventionsgipfel“ gegen islamistischen Extremismus einladen. Er solle im Mai stattfinden. Geplant sei eine bundesweite Anti-Extremismus-Kampagne mit Broschüren und Plakaten, die unter dem Motto „Gemeinsam gegen Extremismus – gemeinsam für Sicherheit“ steht. Zu dem Gipfel sollen islamische Organisationen, Imame und Einzelpersonen eingeladen werden.

(kna/domradio/pm 29.03.2011 mg)







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