2011-03-25 13:50:52

Pakistan: Kurswechsel in der Religionspolitik?


RealAudioMP3 Es ist ein historischer Kurswechsel in der pakistanischen Religionspolitik, der sich hier möglicherweise abzeichnet: Nach der Ermordung zweier pakistanischer Politiker, die sich für religiöse Minderheiten stark machten, will das Land nun offenbar ein Zeichen des Friedens und der Toleranz setzen. Alles nur Fassade?

Nach Angaben des päpstlichen Missionswerkes Fides liegt dem Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen ein neues Grundsatzpapier Pakistans zur Religions- und Meinungsfreiheit vor, das sich deutlich von früheren Beschlüssen absetzt, ja gar „ein neues Kapitel“ in der Religionspolitik des Landes aufschlagen könnte. Das von der pakistanischen Islamkonferenz (OIC) vorgelegte Papier nehme Bezug auf die universalen Menschenrechte und werbe für einen „globalen Dialog, um eine Kultur der Toleranz und des Friedens auf allen Ebenen zu fördern“. Dieser Dialog gründe sich „auf den Respekt der Menschenrechte und der Verschiedenheit der Glaubensrichtungen und Religionen“, heißt es darin nach Fides-Angaben weiter. An dieser Stelle werde in dem Beschluss auf die Konformität zwischen Religions- und Meinungsfreiheit verwiesen. Bisher hatte Pakistan noch versucht, auf internationaler Ebene eine Art Kampagne für Blasphemie-Gesetze durchzusetzen, mit dem selbsterklärten Ziel, jede Diffamation von Religion zu bekämpfen und zu ahnden.

Der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen habe das neue OIC-Papier am vergangenen Donnerstag mit großem Konsens gebilligt, berichtet der Fides-Dienst weiter – und zwar als in Einklang stehend mit internationalen Menschenrechtsstandards. Die Resolution habe auch bei den im Gremium vertretenen Nichtregierungsorganisationen, darunter vielen christlichen, breite Zustimmung gefunden. Und auch die christliche Minderheit in Pakistan, die sich vor allem um das Blasphemie-Gesetz sorgt, habe den Schritt mit Zufriedenheit aufgenommen: Sie hoffe, berichtet Fides, dass nun auch die pakistanische Regierung die Frage der Blasphemie noch einmal gründlich untersucht – da könne die Anerkennung durch die Vereinten Nationen als „Stimulus“ wirken.

In der Tat tastet sich Pakistan mit dem im Papier gemachten Verweis auf die Konformität zwischen Religions- und Meinungsfreiheit sozusagen an einen „blinden Fleck“ im eigenen Religionsverständnis heran: Die Glaubensfreiheit wurde in dem Land beim Blasphemie-Gesetz, also im Falle seiner Anwendung (und seines Missbrauches), doch vorrangig als Glaubensfreiheit nur der muslimischen Bevölkerungsmehrheit verstanden. Wenn die Freiheit des Glaubens nun ähnlich wie die Freiheit der Meinung verstanden würde, hätte das wohl weitreichende, positive Folgen auch für die Ausdrucksmöglichkeiten religiöser Minderheiten in dem Land. Natürlich nur gesetzt den Fall, dass die schönen Worte auch in verfassungspolitische Realität gegossen werden und dann Wirklichkeit würden.

(fides/rv 25.03.2011 pr)








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