2011-03-23 13:30:08

Ägypten: Flüchtlingswelle aus Libyen erwartet


RealAudioMP3 Abertausende Menschen sind derzeit in Libyen auf der Flucht vor Krieg und Gewalt. Die Luftangriffe der Alliierten hat daran nichts geändert, im Gegenteil. Laut Schätzungen der Vereinten Nationen haben seit Ende Februar mehr als 300.000 Menschen das Land verlassen, die meisten davon nach Tunesien und Ägypten. Im Gespräch mit Radio Vatikan schildert Lorenz Yolles vom UNO-Flüchtlingskommissariat die aktuelle Lage an der Grenze zu Ägypten.

„Es ist schwierig, genaue Zahlen zu bekommen. Fest steht, dass viele Menschen, vor allem Familien, an die libysch-ägyptische Grenze gekommen sind. Seit dem Ausbruch der Gewalt sind rund 15.000 Menschen, die meisten davon libysche Staatsbürger, über die Grenze nach Ägypten geflohen. Die ägyptische Grenze ist also relativ offen. Viele dieser Flüchtlinge hatten Angst vor Übergriffen und sind deshalb geflohen. In den letzten Tagen war es hier an der Grenze aber relativ ruhig.“

Mehrere tausend Menschen sitzen derzeit im Niemandsland zwischen den Grenzen fest. Viele von ihnen sind Gastarbeiter aus anderen afrikanischen Ländern. An der ägyptischen Grenze befinden sich derzeit rund 2.000 Personen aus dem Tschad, die nicht über die Grenze können. Die Rebellen halten sie für Gadaffi-Söldner, da Libyen mit der Regierung im Tschad eng zusammen arbeitet. Für sie gibt es derzeit praktisch keine Versorgung.

„Vielen Flüchtlingen geht es schlecht, die Situation ist schwierig. Zurzeit verhandeln wir mit den ägyptischen Behörden, um die Erlaubnis zu erhalten, den Flüchtlingen auf der ägyptischen Seite der Grenze helfen zu können. Die Mühlen der Bürokratie mahlen aber sehr langsam. Wir hoffen aber, dass es bald besser wird. Hier gibt es keine Auffanglager, wie wir sie normalerweise in solchen Situationen aufbauen. Die ägyptischen Behörden glauben, dass die meisten Flüchtlinge weiterziehen und nicht über längere Zeit hier bleiben werden. Wenn aber die Lage in Benghasi weiter eskaliert, könnten viele Flüchtlinge hier her kommen, die nicht die Mittel haben werden, um weiter zu ziehen, und denen man daher helfen muss.“

Viele Flüchtlinge berichten, dass in Libyen mittlerweile die Lebensmittel knapp werden. Die Preise für Brot und Reis hätten sich bereits verdoppelt. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass mittlerweile täglich bis zu 2.500 Menschen Libyen verlassen. Demnach berechnet die UNO die Kosten für ihren Hilfseinsatz auf mehr als drei Millionen Dollar pro Tag.

(rv 23.03.2011 ak)







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