Mit beißenden Worten wendet sich der Friedensbischof der italienischen Bischofskonferenz
gegen die westlichen Militärschläge in Libyen. „Oberst Gaddafi stand schon im Krieg
mit seinem Volk, als er noch unser Verbündeter und Freund war“, so Bischof Giovanni
Giudici von Pavia, der die italienische Sektion der katholischen Friedensbewegung
Pax Christi leitet. Die Militäroperation, hinter der „eine unsichere und gespaltene
internationale Gemeinschaft“ stehe, trage „in eine sehr delikate und explosive Region
noch mehr Schmerz hinein“. Wörtlich schreibt der Bischof: „Die Militäraktion gegen
Libyen ist eine Kapitulation des Verstands und zeugt von der Schwäche der Politik.“
Sie sei „hastig“ angelaufen, und man habe zuvor keineswegs „auf diplomatischem Weg
alles versucht“, um die Führung in Tripolis zur Räson zu bringen.
Unterdessen
signalisierte der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Angelo
Bagnasco, Zustimmung zum Militärschlag gegen das Gaddafi-Regime. „Das Evangelium weist
uns die Pflicht zu, für jene einzutreten, die in Schwierigkeiten sind. Wenn jemand
meine Mutter angreift, die im Rollstuhl sitzt, habe ich die Pflicht einzugreifen“,
zitiert ihn die Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“. Zugleich bekundete Bagnasco
seine Hoffnung auf ein baldiges Ende der Militäraktion und den Schutz der libyschen
Bevölkerung.
Der südafrikanische Friedensnobelpreisträger und anglikanische
Erzbischof Desmond Tutu fordert die afrikanischen Staatschefs auf, Herrscher wie Muammar
Gaddafi zur Verantwortung zu ziehen. Wenn sie dies schon getan hätten, wäre der Angriff
des Westens nicht nötig gewesen. Afrika scheine Gaddafi nicht stoppen zu können, heißt
es in einer am Sonntag veröffentlichten Erklärung Tutus. Ein Ausschuss der Afrikanischen
Union (AU) hatte sich am Samstagabend gegen eine militärische Intervention ausgesprochen.
Gaddafi hatte mit dem Geld aus den Öleinnahmen Libyens lange eine wichtige Rolle in
der AU gespielt, 2009 war er deren Vorsitzender.