2011-03-17 15:29:09

D: Miteinander sprechen, nicht verbarrikadieren


Es gibt Gesprächsbedarf in der Kirche. Mit dieser Feststellung beginnen die in Paderborn versammelten deutschen Bischöfe ihren angekündigten Brief an die Basis der Kirche, an die Gemeinden.
Die Bischöfe gehen auf die Übergangssituation ein, in der sie die Kirche in Deutschland sehen. „Vor uns liegen Herausforderungen, die mit der veränderten Rolle von Religion und Gottesglaube in einer säkularer gewordenen Gesellschaft zu tun haben“. Die Missbrauchsskandale seien ein aktueller Anlass für diesen Gesprächsbedarf, die eigentlichen Fragen lägen aber noch darunter und haben ihre Ursache „im Auseinanderbrechen von Evangelium und heutiger Kultur“. Über das Glauben und Kirchesein in der Kultur von heute müsse man neu zu Gemeinsamkeiten kommen.
Die größte Gefahr sehen die Bischöfe darin, „dass wir uns in unserer Kirche so zerstreiten, dass Brücken abgebrochen und bestehende Einheit aufgegeben wird. Auf Barrikaden lässt sich bekanntlich schlecht miteinander reden“. Die vielfach schon bestehende innere Zerstrittenheit zwischen einzelnen Gruppen verhindere ein echtes Gespräch, hier werde die Dringlichkeit des Gesprächsbedarfes besonders deutlich. Vor allem rufen sie zu „emotionaler Abrüstung“ in der Debatte auf, alle Argumente müssten gewichtet und geprüft werden, und genau das wolle die deutsche Kirche auch tun, aber dabei liege die Wichtigkeit nicht in der Aufregung: „An den Früchten erkennt man das Wirken des Geistes Gottes, nicht an Emotionen“.
Konkrete Zu- oder Absagen machen die Bischöfe zu keinem inhaltlichen Thema. Stattdessen will man sich die nächsten Jahre für einen längeren Gesprächsprozess Zeit nehmen. Bis 2015 wird die Bischofskonferenz jährlich zu einem Jahresthema Treffen veranstalten, gemeinsam mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken wird es eine Konferenz zu „Priester und Laien in der Kirche“ geben, größere kirchliche Ereignisse wie die Katholikentage sollen ebenfalls dazu genutzt werden. Am 8. und 9. Juli soll dieser Gesprächsprozess in Mannheim offiziell begonnen werden, münden soll er in der Feier des Konzilsjubiläums 2015, 50 Jahre nach dessen Ende.
Interessant an dem Schreiben: Der in den vergangen Monaten so oft benutzte Begriff „Dialog“ taucht nirgends auf, stattdessen sprechen sie von „Gespräch“. Die polemische Stellungnahme wird vermieden, das Gespräch belastende Vorentscheidungen werden nicht getroffen. Der Brief der Bischöfe endet mit der Einladung an alle, sich an diesem Gesprächsprozess zu beteiligen.

(rv/pm 17.03.2011 ord)







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