D: Bußakt der Bischöfe – „Wir knien als Sünder vor Dir“
Mit einem Bußakt haben
die deutschen Bischöfe angesichts der Missbrauchsskandale um Vergebung gebeten. Im
Paderborner Dom knieten sie am Montagabend gemeinsam nieder und beteten: „Lass uns
Vergebung finden.“ Es war die eindringlichste Geste der Bischöfe seit dem Bekanntwerden
von kirchlichen Missbrauchsskandalen im Frühjahr 2010.
Es sollte ein Befreiungsschlag
werden – etwa zehn Minuten dauerte der Bußakt von fast siebzig deutschen Bischöfen
im Hohen Dom zu Paderborn. Geleitet wurde er vom Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch,
der die Bischofskonferenz leitet. Zu dem eindringlichen Moment, der zugleich den Auftakt
zur Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe bildete, waren einige tausend Gläubige in
die romanische Kathedrale gekommen.
„Gott, unser Vater, du bist der Quell
des Erbarmens und der Güte: Wir knien als Sünder vor dir, und unser Gewissen klagt
uns an. Sieh auf uns und lass uns Vergebung finden durch aufrichtige Reue, Gebet und
Werke heilender Zuwendung.“
Eingezogen waren die Bischöfe durch die so
genannte „Rote Pforte“ an der Nordseite des Doms –die rote Farbe ist ein Symbol für
die Gerichtsbarkeit. Dann beteten sie still vor einem Kruzifix aus Holz aus dem 14.
Jahrhundert.
„Wir empfinden tiefe Scham. Männer der Kirche haben junge Menschen,
die ihnen anvertraut waren, missbraucht und ihrem Leben schweren Schaden zugefügt.
Allzu oft haben die Verantwortlichen weggeschaut.“ Mit Worten wie diesen bat Zollitsch
im Namen der Bischöfe um Vergebung für die zahlreichen Missbrauchsfälle, bekannte
das Versagen der Kirche und bat Gott um seinen Beistand für die Zukunft. „Bekehre
uns, vergib die Sünde“, sang ein Kantor.
„Das Wissen um den Missbrauch lastet
schwer auf uns... Hilf uns bei unserer Suche nach tieferem Glauben, größerer Entschiedenheit
und vorbehaltloser Ehrlichkeit und forme unsere Herzen nach dem Herzen deines Sohnes...
Heile, was im Verborgenen der Herzen sündig und krank ist... Hilf uns, das Werk seiner
Versöhnung anzunehmen, damit die Schatten der Vergangenheit uns nicht gefangen halten.“
Nach
dem Bußakt: der Gottesdienst zum Start der Frühjahrsvollversammlung. Zu den Konzelebranten
gehörten der Nuntius, Jean-Claude Périsset, und die Kardinäle Karl Lehmann, Reinhard
Marx und Joachim Meisner. Als Gäste der Weltkirche konzelebrierten Oswald Kardinal
Gracias aus Bombay, Jorge Kardinal Urosa Savino aus Caracas und der kenianische Bischof
Martin Musonde Kivuva aus Machakos. In seiner Predigt sagte Erzbischof Zollitsch,
die Kirche habe im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal ein Gefühl dafür entwickelt,
„dass alles auf Barmherzigkeit ankommt".
„Wir haben erleben müssen, wie
nach und nach große Verfehlungen von Männern der Kirche aufgedeckt wurden. Was vorher
nicht bekannt war oder bisweilen auch nicht bekannt werden sollte, gehört doch auch
zur Realität der Kirche: der Missbrauch junger Menschen im sexuellen Bereich – von
jungen Menschen, die doch eigentlich Schutz und Förderung durch das kirchliche Leben
erwarten durften und verdient hatten. Es ist uns nur allzu klar zu Bewusstsein gekommen,
dass diese Schuld niemals ungeschehen gemacht und auch nicht entschädigt werden kann.
Es sind nur Zeichen der Reue und die Bitte um Verzeihen möglich. Das Entscheidende
ist das Erbarmen mit dem Schuldigen und das Verzeihen. Die aber sind für Menschen
oftmals kaum möglich. Sie überfordern sie. Aber wo sie gewährt werden, ereignet sich
Göttliches.“