Die Deutsche Bischofskonferenz
trifft sich ab diesem Montag in Paderborn zu ihrer Frühjahrs-Vollversammlung. Ein
Thema werden die Missbrauchfälle sein, ein weiteres die Ökumene. Zudem steht die Vorbereitung
des Besuchs von Papst Benedikt XVI. auf der Agenda. Ein weiteres Thema ist der Dialog
mit den Laien. Mario Galgano hat den Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen
Katholiken (ZdK), Alois Glück, gefragt, was aus Sicht der deutschen Laien die Schwerpunkte
sein sollten.
„Ich denke diese Frühjahrsvollversammlung wird auf der einen
Seite die Erfahrungen mit dem Missbrauch nochmals teilweise aufarbeiten. Hier sind
wichtige Entscheidungen getroffen worden, auch im Hinblick auf die Entschädigung,
und es wird wohl auch, wie ich gehört habe, in einem Bußakt nochmals entsprechend
zum Ausdruck kommen, wie unsere Kirche mit dem ganzen Geschehen umgeht. Das ist sicher
auch ein positives Signal für die Gesellschaft. Es wird gleichzeitig natürlich auch
sehr beobachtet, ob dies im Sinne des Dialogprozesses ein Zeichen des Aufbruchs ist.
Wir, von Seiten des Zentralkomitees, gehen davon aus, dass es entsprechende, konkrete
Schritte geben wird, beziehungsweise Beschlüsse, was konkrete Schritte betrifft, um
nun diesen Prozess der Erneuerung, der Diskussion, der Beratung, aber eben gerade
auch der grundlegenden geistlichen Vertiefung für einen Erneuerungsprozess, hier auf
den Weg zu bringen.“
Inwieweit können da auch die Laien eine Rolle spielen,
beziehungsweise, was wünschen Sie sich eigentlich von den Laien im Bereich dieses
Dialoges?
„Einmal natürlich, dass wir uns als Laien selbst einbringen, im
Sinne eines Engagements für unsere Kirche und auch im Sinne einer Mitverantwortung.
Es gibt kein Gegenüber – auf der einen Seite die Welt der Amtsträger und hier die
Welt der Laien – wir haben selbstverständlich unterschiedliche Verantwortlichkeiten,
aber es ist gemeinsam unsere Kirche. Es ist auch wichtig, dass wir bei all dem, was
uns an Erfahrungen bedrückt, uns den Blick nicht dafür verstellen lassen, dass es
sehr viel Positives in unserer Kirche gibt und im Namen unserer Kirche, und im Namen
unseres Glaubens, sehr viel Positives für Menschen geleistet wird und in der Gesellschaft
wirksam wird. Aber es sollte vor allen Dingen ein gutes Miteinander gelingen in den
notwendigen Erörterungen. Es wird für die weitere Entwicklung ganz wesentlich sein,
ob wir, auch bei aller Meinungsverschiedenheit die da ist – bei dem was es in unserer
Kirche seit dem Apostelkonzil gibt – auch das Ringen um den richtigen Weg, um das
Bewahren einerseits und das notwendige Verändern andererseits, das wir in einem guten
Gesprächsklima, Diskussionsklima auch in einer guten Streitkultur, so notwendig, miteinander
um den Weg ringen und, so gesehen, nicht ausgegrenzt werden, sondern die Gemeinsamkeit
und die gemeinsamen Wege gesucht werden. Ob und wie das in den nächsten Monaten gelingt,
das wird auch ganz wesentlich dafür sein, wie Kirche in Deutschland, die katholische
Kirche, wahrgenommen wird und wie sie dann auch Vertrauen zurückgewinnen kann. Denn
das Schlüsselthema ist ja auch letztlich, aufgrund der bitteren Erfahrungen des Missbrauchs,
wie kann Kirche, wie können wir als Kirche, wie können die Repräsentanten der Kirche,
Vertrauen zurückgewinnen? Wenn das Vertrauen nicht da ist, wird auch die Botschaft
nicht mehr gehört und nicht angenommen.“
Inwieweit spielt da auch der Papstbesuch,
der im September in Deutschland erwartet wird, eine Rolle?
„Das ist ein
wichtiges Signal. Die Präsenz der Weltkirche in Deutschland durch das Amt des Papstes,
die Einheit der Weltkirche, die sich hier verkörpert, das wird, denke ich, auch ein
wichtiger Impuls sein. Wir als Laienorganisation und Gemeinschaft freuen uns sehr
über diesen Besuch, wollen gerne das Unsere dazu beitragen, dass es gelingt und ich
sehe diesem Besuch in seiner Wirkung auch sehr zuversichtlich entgegen und von daher
ist es natürlich eines der wichtigen Ereignisse in Deutschland in diesem Jahr.“
Ein
weiterer Schwerpunkt liegt wohl sicherlich auch bei der Ökumene. Wie sehen Sie denn
derzeit die ökumenischen Gespräche in Deutschland?
„Wir hatten eine sehr
positive Erfahrung mit dem 2. Ökumenischen Kirchentag in München. Auf der anderen
Seite ist es natürlich nicht die Zeit der Euphorie. Nun gibt es einen ganz ungewöhnlichen
Vorgang, als, wie diese Woche geschrieben wurde, der Heilige Vater dem Ratsvorsitzenden
der EKD persönlich geschrieben hat, dem Bruder Schneider und dem „Bruder in Christo“,
und der Papst hier sagt:„Ich möchte in meinem Besuchsprogramm noch mehr Zeit haben
und der Ökumene noch mehr Gewicht geben“. Das ist bei uns klar wahrgenommen worden,
auch als Hoffnungszeichen. Der Heilige Vater bringt hier zum Ausdruck, dass bei allem
wo uns der Alltag beschwert, auch im gemeinsamen ökumenischen Weg, das es hier, gerade
im Land der Reformation, wichtig ist den Dialog zu schaffen. Das ist ein außerordentlich
positives Zeichen und da, glaube ich, wird es jetzt nicht nur mehr Gesprächszeit geben,
sondern da ist jetzt natürlich auch eine inhaltliche Erwartung da.“
Herr
Glück, gibt es noch etwas, was Sie persönlich auch von der Bischofkonferenz in Paderborn
erwarten?
„Ich erwarte, dass es im Hinblick auf diesen Dialogprozess, und
auf das„ sich gemeinsam auf den Weg machen“ auch wirklich konkrete Beschlusslagen
geben wird und da bin ich auch sehr zuversichtlich, denn die Gespräche der letzten
Monate mit Vertretern der Bischofskonferenz und zwischen Zentralkomitee und Bischofskonferenz
waren sehr konstruktiv, und in einem sehr guten Klima. Deswegen bin ich auch zuversichtlich,
dass wir uns gut miteinander auf den Weg machen können.“