Slums, Favelas, Shanty
Towns, Barrios – die Liste der Bezeichnungen für Elendsviertel in den Städten ist
lang. Mehr als die Hälfte aller Menschen lebt heute in Städten, parallel dazu wächst
auch die Armut: Über eine Milliarde Menschen – also jeder sechste Mensch weltweit
- lebt heute in Armenvierteln. Nach einer Schätzung der Vereinten Nationen soll sich
diese Zahl innerhalb der nächsten 10 Jahre sogar noch verdoppeln. Mit Beginn der diesjährigen
Fastenaktion am kommenden Sonntag will das Hilfswerk Misereor unter dem Motto „Menschenwürdig
leben, überall“ auf die steigende Armut aufmerksam machen. Wir haben vorab mit dem
Geschäftsführer von Misereor, Josef Sayer, über die Arbeit des weltweit größten kirchlichen
Entwicklungshilfswerks gesprochen:
„Wo die Gesundheitsversorgung von Menschen
nicht gegeben ist, das Trinkwasser nicht sauber ist, etc. - in diesen Situationen
sprechen wir das Leitwort „Menschenwürdig leben Überall!" Ein Projekt ist beispielsweise
ein Slum in Lima, genauso ein Slum in Kenia, in Nairobi, oder ein Slum in Kambodscha.
Wir haben das herausgegriffen, um darauf hinzuweisen, wie Menschen dort leben müssen,
wie sie aus dem gefährlichen Müll dann noch Reste rausklauben, um mit ihren Familien
zu überleben. Eine solche Sache gilt es darzustellen und zu sagen: Wir fordern die
Menschen in der Bundesrepublik auf, sich der Problematik der Armutsbekämpfung anzunehmen."
Am
kommenden Sonntag wird die bundesweite Fastenaktion mit einem Gottesdienst im Regensburger
Dom eröffnet. Wie immer wird dann am fünften Sonntag der Fastenzeit, in diesem Jahr
am 10. April, in allen deutschen Kirchengemeinden um eine Spende gebeten. Sayer weiß,
wo die Spenden am dringensten gebraucht werden, denn er hat selbst in Slums gewohnt:
„Mein
Pfarrhaus war eine Schilfmatten-Hütte, drei Mal sechs Meter groß. Das war Wohnzimmer,
Küche, Büro, Beichtstuhl, alles in einem. Ich hab mitbekommen, was es heißt, wenn
die Menschen nur einmal am Tag etwas zu essen haben und hungern müssen. Wir haben
Antworten darauf gesucht, in Gemeinschaftsküchen, und das sind typische Projekte,
in denen sich Misereor einsetzt. Um die Kräfte der Armen zu mobilisieren, dass Hilfe
zur Selbsthilfe in einer Weise entsteht, dass die Familien in den Elendsvierteln tatsächlich
auch menschenwürdig leben können."
Knapp 20 Millionen Euro sind vergangenes
Jahr im Laufe der Fastenaktion gesammelt worden, an der sich wie jedes Jahr rund 12.000
katholische Pfarrgemeinden beteiligt haben. Mit den Spenden finanziert das Hilfswerk
rund 4.500 Projekte in knapp 100 Ländern weltweit.