Bei Ausschreitungen
zwischen koptischen Christen und Moslems am Dienstag in Kairo sind zehn Menschen ums
Leben gekommen, über 100 sind verletzt worden. Die Christen hatten gegen einen Brandanschlag
auf ihre Kirche protestiert und eine Schnellstraße im Süden der Hauptstadt blockiert,
dabei soll es zu den gewalttätigen Ausschreitungen gekommen sein. Augenzeugen berichten
von fliegenden Molotow-Cocktails und Steinen. Von den 10 Toten soll es sich zumindest
bei sechs von ihnen um Christen handeln. Es sind die schwersten Ausbrüche von Gewalt
seit dem Rücktritt von Präsident Hosni Mubarak am vergangenen 11. Februar. Am Telefon
habe ich jetzt den Nahost-Koordinator der Caritas, Stefan Maier. Herr Maier, wie
beschreiben Sie denn derzeit die Situation in Kairo?
„Was auffällt ist,
dass es überall, am Tahrir-Platz und auch in anderen Teilen der Stadt, Menschenansammlungen
gibt, dass es Manifestationen, Demonstrationen von verschiedenen Berufsgruppen gibt,
die für mehr Lohn oder bessere Arbeitsbedingungen demonstrieren. Früher waren ja Demonstrationen
überhaupt nicht zugelassen und sind sofort aufgelöst worden. Jetzt, wo die Polizei
nicht mehr präsent ist, demonstrieren die Leute überall."
Sie sind ja gerade
aus Alexandria zurück gekehrt, wie ist denn dort die Sicherheitslage?
„Was
in Alexandria auffällt, ist, dass dort in einer koordinierten Aktion de facto alle
Polizeistationen der Stadt niedergebrannt worden sind. Man sieht keine einzige funktionierende
Polizeistation mehr."
Erst am vergangenen Samstag haben Extremisten eine
Kirche der koptischen Christen nieder gebrannt. Wie gefährlich ist es derzeit für
die Kirche in Ägypten?
„Die Kirchen werden nicht mehr bewacht, gerade
in Alexandria. Dort war ja das Attentat zu Weihnachten. Während der Revolution selbst
sind auch die Botschaften nicht bewacht worden. Die Polizei ist weitgehend vom Straßenbild
verschwunden."