2011-03-07 12:04:20

Indien: Christlicher Zusammenhalt in Zeiten der Diskriminierung


Die Lage der Christen in Indien ist angespannt, dennoch sieht Erzbischof Leo Cornelio die Lage gelassen. Mit dem Würzburger Sonntagsblatt sprach der Erzbischof der zentralindischen Stadt Bhopal über Glaube, Zusammenhalt und den religiösen Dialog.

Indien ist ein Land mit vielen verschiedenen Religionen und Kulturen. Trotzt der Unterschiede herrsche Toleranz. Cornelio erklärt sich die wiederholten Anschläge radikaler Hindus auf Christen in der jüngsten Vergangenheit durch zwei Aspekte. Zum hätten Kolonialmächte Indien über Jahrhunderte ausgebeutet. Dadurch herrsche bis heute Misstrauen gegenüber Ausländern, so Cornelio. Nun sei das Christentum eine Religion, die von Ausländern mit ins Land gebracht wurde und zu der viele Inder die Einstellung hätten, es sei eine aggressiv missionierende Religion. Diesen Eindruck machten sich politisch motivierte Hindus zu nutze, um die Anschläge auf Christen zu rechtfertigen. Die Religion werde als Waffe missbraucht.

Der zweite Aspekt, den Cornelio einwirft, betrifft das Gesellschaftsverständnis der Inder. Durch das auch heute noch gesellschaftlich verankerte Kastensystem stoße das Christentum oft auf Widerstand. Als Religion, die sich für die Armen und Ausgegrenzten einsetzt und damit für Gleichheit und Gerechtigkeit, widerspricht sie den in den Köpfen der Inder verankerten Ansichten. In Bhopal, dem Bistum Cornelios, leben etwa 15.000 Katholiken und etwa gleich viele Christen anderer Konfessionen. Auch hier machten sich die Priester, Ordensleute und Laien für die Armen stark und auch hier kämpften sie gegen Diskriminierungen. „Das ist der Preis, den wir für unseren Glauben zahlen müssen“, so Cornelio gegenüber dem Würzburger Sonntagsblatt. Im Allgemeinen werde die Kirche dennoch respektiert, weil sie sich in Bereichen engagiert, in denen die Regierung nur zögerlich handelt.

Neben der römisch-katholischen gibt es in Indien zwei weitere mit Rom unierte Kirchen, die syro-malabarische und die syro-malankarische Kirche. Trotz ihrer verschiedenen Traditionen herrsche in Indien der Zusammenhalt der drei Kirchen. Cornelio weiß, dass der innere Zusammenhalt wichtig ist, vor allem in Zeiten äußerer Angriffe. Auf die Frage des Würzburger Sonntagsblattes, was die deutschen Katholiken von den indischen lernen könnten, wusste der Erzbischof zwei Antworten. Erstens werde der Zusammenhalt der Familie in Indien viel stärker gepflegt, was vorbildlich sei, zum anderen seien die indischen Katholiken toleranter. Die Akzeptanz von Unterschieden und der gegenseitige Respekt seien gut für das Wachstum der Kirche. Vielleicht könnten die Erfahrungen, die die indische Kirche in einem Umfeld multikultureller und multireligiöser Gläubigen gewinnt, förderlich sein für eine Wiederbelebung des christlichen Glaubens in Deutschland.

(pr/sonntagsblatt 07.03.2011 kb)








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