Es ist ein Skandal,
dass die Weltgemeinschaft schnell und effizient versucht hat, die Finanzkrise zu lösen,
während sich niemand für den Schutz von Frauen weltweit einsetzt. Das sagt gegenüber
Radio Vatikan der Geschäftsführer von Misereor, Josef Sayer. Zum Weltfrauentag am
morgigen 8. März mahnt er die Erfüllung der UNO-Millenniumsziele an. Das katholische
Hilfswerk unterstützt weltweit Projekte, die die Erfüllung dieser Ziele gerade im
Hinblick auf die Rolle der Frauen umsetzt. Derzeit litten besonders die Frauen in
Nordafrika an mangelndem Schutz vonseiten der eigenen Gesellschaft.
„Was
uns gerade in Ägypten besonders bewegt – und das gilt nicht nur in arabischen Ländern
– ist die Genitalverstümmelung. Frauen und Mädchen in einem bestimmten Alter werden
in einer Weise behandelt, die zu psychischen Verletzungen führt. Und natürlich auch
zu physischen Spannungen führt, die nicht hinnehmbar sind.“
Neben der Genitalverstümmelung
ist auch die Müttersterblichkeit ein Problem für viele Frauen auf der Welt. Es gehe
insgesamt um die Stellung der Frauen in der Gesellschaft. Hierzu nennt Sayer das Problem
der Hausangestellten. In Indien habe er kürzlich Fälle von Mädchen kennen gelernt,
die von ihren Dienstherren auf unmenschliche Weise behandelt wurden.
„Es
kann nicht angehen, dass an dem, was ich gesehen habe, diese Mädchen auch noch sexuell
ausgebeutet werden und dann, wenn bestimmte Krankheiten auftreten, sie einfach auf
die Straße geworfen werden. Das sind Skandale, die in den verschiedensten Ländern
in Afrika, Asien und Lateinamerika leider geschehen. Und nicht zuletzt auch in den
Industrieländern, das dürfen wir auch nicht vergessen. In Europa werden beispielsweise
Frauen – vor allem aus Osteuropa – in einer Weise für unsere Haushalte eingesetzt,
wo sie nicht die entsprechenden Bezahlung und soziale Absicherung erhalten.“
Hintergrund Der
erste Weltfrauentag wurde am 8. März 1908 begangen. Damals traten die Arbeiterinnen
einer Textilfabrik in New York für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen in Streik.
Die Fabrikbesitzer und Aufseher schlossen die Frauen in der Fabrik ein, um eine Solidarisierung
der übrigen Belegschaft zu verhindern. Als plötzlich ein Feuer ausbrach, starben 129
Arbeiterinnen in den Flammen.