Papst Benedikt XVI. hat ja bereits zum Beginn der Versammlung des päpstlichen Medienrates
am Montag die Kirche dazu aufgerufen, die Sprache der digitalen Welt zu erlernen.
Zum Abschluss der Versammlung gehen wir der Frage nach, wie das gehen kann, und wir
nehmen das Beispiel Facebook. In Deutschland, der Schweiz und in Österreich sind bereits
mehrere Priester in sozialen Online-Netzwerken zu finden. Auf Facebook, dem größten
dieser Netzwerke, hat der Wiener Dompfarrer zu St.Stephan diese Woche einen Rekord
feiern dürfen. Für Radio Vatikan berichtet Alex Kofler:
500 Millionen Mitglieder
hat Facebook. Rund die Hälfte loggt sich mindestens einmal täglich in das Netzwerk
ein. Wäre Facebook ein Staat, wäre es der Bevölkerung nach hinter China und Indien
der drittgrößte Staat der Welt, größer als die USA. Im Schnitt steht dabei jedes Mitglied
mit 130 so genannten Freunden in Verbindung. Stolze 3.500 Freunde umfasst mittlerweile
die Liste von Dompfarrer Toni Faber aus Wien. Er ist damit der Priester mit den meisten
Facebook-Freunden in Österreich.
"Für mich war das eine wunderbare Gelegenheit,eine
große Welt zu öffnen. Ich hab mir nicht gedacht, dass ich jemals so viele Freunde
auf Facebook haben werde. Die 3.500 sind jetzt gerade vor zehn Minuten geglückt, der
3.500ste Freundschaftsanfrage-Steller war da und ich hab persönlich geantwortet. Eine
tolle Gelegenheit, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Es ersetzt nichts von dem,
was die persönliche Kommunikation absolut wertvoll und notwendig macht, aber es wird
wunderbar ergänzt mit der großen Facebook-Gemeinschaft."
Soziale Netzwerke
wie Facebook sollen die Grundlage für die Organisation der Revolutionen in Nordafrika
gewesen sein. Die Möglichkeiten der digitalen Kommunikation scheinen - im Großen wie
im Kleinen - neue Dimensionen erreicht zu haben.
"Ich bekomme wahnsinnig
viele Einladungen und Informationen, wie es Menschen gerade geht. Es sind natürlich
auch oberflächliche Dinge dabei, die ich nicht stündlich oder täglich verfolgen kann.
Wesentliche Angebote, Initiativen, Stimmungen kann ich dadurch aber deutlicher wahrnehmen
als mir das ohne Facebook gelingen könnte. Ich selbst kann auch das, was mir wichtig
ist, in eine Gemeinschaft hineinlegen und anbieten, die ich sonst nicht erreichen
könnte. Ich glaube, man muss das eine tun und das andere nicht lassen. Wir sind als
Kirche immer gerufen, die Mittel zu wählen, die so oder so verwendet werden können.
Wenn wir sie gut verwenden, dann kann damit dem sozialen Zusammensein der Menschen
gedient werden."
Der Gründer von Facebook, Mark Zuckerberg, hält die Privatsphäre
für „nicht mehr zeitgemäß“ und für ein „überholtes Konzept“. Datenschützer kritisieren
Facebook wegen dessen Umgang mit den persönlichen Daten seiner Mitglieder. Solche
Kritik nimmt der Dompfarrer durchaus ernst.
"Neben den vielen Vorteilen,
die Facebook bietet, sehe ich natürlich auch zwei große Gefahren. Einerseits, dass
gerade Jugendliche in ihrer Offenheit, in ihrer Bereitschaft vieles mitzuteilen, in
die Gefahr kommen, dass sie viel zu viel Persönliches von sich preisgeben, dass nicht
mehr die Intimität einer Freundschaft besprochen und angesehen werden kann, sondern
plötzlich für alle Welt zugreifbar ist. Ob das jetzt Fotos sind, oder Beiträge, die
die Arbeit, die Ausbildung, die Schule, die Lehrer, die Eltern, die Freunde betreffen.
Das ist die eine große Gefahr. Die andere große Gefahr ist sicherlich die, dass Menschen
hineinkippen können und diese Kommunikationsform auf Facebook als die eigentliche
und primäre und alleinige Kommunikationsform wählen. Das ist dann natürlich sehr schlecht,
wenn die normale Kommunikation von Gesicht zu Gesicht - face to face - hintangestellt
wird und völlig verloren geht. Die Kommunikationsform über Facebook kann immer nur
eine Ergänzung zu dem sein, wo wir persönlich miteinander kommunizieren, nie ein Ersatz."
Diözesen
wie Bozen-Brixen oder die katholische Jungschar in Linz sind bereits auf Facebook
vertreten. Auch Dompfarrer Faber hat das Netzwerk von Facebook bereits mehrere Male
gute Dienste leisten können.
"Ich bin aus Ärger vor zehn Jahren aus der
Kirche ausgetreten und jetzt würde ich gerne den Wiedereintritt wagen. Eine junge
Person ist über Facebook an mich herangetreten und ist schon wieder einer von den
70 Wiedereingetretenen, die bei mir jedes Jahr die kirchliche Gemeinschaft suchen,
finden und wieder als eine Gemeinschaft erfahren, die ihnen hilft. Über Facebook habe
ich Freunde wie diese junge Dame auch schon wieder zurückgeführt und einige andere
auf diesem Weg für eine Hochzeit, eine Taufe oder sonstige kirchliche Feiern gewinnen
können."
Die Forderung des Papstes beim diesjährigen Medienrat scheint
Toni Faber bereits zu erfüllen: Der Dompfarrer hat begonnen, die Sprache der neuen
Medien zu lernen und die Chancen der vernetzten Kommunikation zu nutzen. Wir gratulieren
sehr herzlich zu seinem 3.500 Freunde umfassenden Online-Netzwerk.