2011-03-02 11:23:09

Elfenbeinküste: Vor einem Bürgerkrieg?


RealAudioMP3 Entwickelt sich die Elfenbeinküste abseits der großen Scheinwerfer zu einem zweiten Somalia? Immer noch ist die schwere politische Krise des Landes ungelöst: zwei Präsidenten, die sich befehden, UNO-Blauhelme, die selbst immer wieder zur Zielscheibe von Angriffen werden, Unruhen und Tote, die Angst vor einem Bürgerkrieg. Mehrere afrikanische Staatspräsidenten bemühen sich um eine Lösung der Krise. Alexis Touabli Youlo ist Bischof von Agboville:

„Die Lage ist beklemmend und beunruhigend; für den Moment scheint mir das Volk aber noch genügend moralische Ressourcen zu haben, um durchzuhalten. Wir warten jetzt auf die Veröffentlichung der Vorschläge der afrikanischen Staatschefs und hoffen, dass sich daraus ein Ausweg aus der Krise ergibt. In den Dörfern haben die Leute viele Barrikaden errichtet, um alle Autos zu kontrollieren und zu verhindern, dass Rebellen einsickern.“

Immer wieder kommt es zu Gewalt – nicht nur in Abidjan, sondern überall im Land. Auch in Yamoussoukro, der offiziellen Hauptstadt in den Bergen, die durch ihre Petersdom-Kopie bekannt ist, die größte Kirche der Christenheit.

„Hier in Agboville gibt es zwar keine Gewalt, aber dafür viele Gerüchte: Alle gehen davon aus, dass Angriffe bevorstehen, keiner weiß zu sagen wo. Die Angst bei den Menschensteigt immer mehr, sie gehen nicht mehr so oft aus dem Haus wie zu normalen Zeiten. Die Kirche hat vor ein paar Wochen versucht, eine Vermittlung zwischen den verfeindeten Lagern in Gang zu bringen, aber man kann jetzt nicht mehr so einfach von einer Region in die andere reisen, und darum schaffen die Bischöfe es nicht einmal mehr, sich untereinander zu treffen.“
Die Streithähne in Elfenbeinküste sind der bisherige Präsident Laurent Gbagbo und sein Herausforderer Alassane Ouattara. Der Letztgenannte ist Sieger der Präsidentenwahl vom letzten November, doch Gbagbo will seinen Thron nicht räumen. Er rüstet auf – u.a. mit Waffenlieferungen aus Weißrußland – und wendet sich immer mehr gegen die rund 11.000 Mann starke UNO-Blauhelmmission. Letzte Woche brachen außerdem schwere Kämpfe zwischen Gbagbo-Truppen und Rebellen an der Waffenstillstandslinie quer durch die Elfenbeinküste aus - erstmals seit sechs Jahren.

„Ich wüßte offen gesagt nicht, welche Lösung es für den Konflikt geben könnte. Natürlich darf ich als Christ nicht die Hoffnung fahren lassen, aber es ist politisch wirklich schwierig.“
Im Abidjaner Stadtteil Abobo sollen Bewaffnete eine Kirche umstellt haben. In ihr halten sich nach UNO-Angaben etwa sechzig Familien auf – ohne Nahrungsmittel oder Wasser. Die Bewaffneten hinderten die Eingeschlossenen daran, die Kirche zu verlassen. Es gebe viele Berichte über herumliegende Leichen, brennende Busse und herumstreifende Bewaffnete in dem Stadtteil, so die UNO.

(rv 02.03.2011 sk)








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