Vatikan/Libyen: „Sechs Millionen Jugendliche warten auf uns“
Der Aufstand in Nordafrika
und im arabischen Raum erinnert sehr an die grüne Revolution im Iran vor zwei Jahren.
Das sagt gegenüber Radio Vatikan die muslimische Theologin Sharazad Housmand. Sie
ist gebürtige Iranerin und doziert an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom.
Der Westen dürfe nicht dieselben Fehler machen, die sie 2009 im Iran gemacht habe.
„Sechs
Millionen junge Muslime schreien heute gegen die Ungerechtigkeiten auf. Sie hoffen
aber, dass der Westen an ihrer Seite ist und dass sie nicht diskriminiert werden.
Sie möchten Partner des Westens sein und – sozusagen – gute Nachbarn Europas werden.“
Housmand
glaubt aber nicht, dass die derzeitigen Umbrüche den radikalen Islamisten zugute kommen
könnten, so wie 1979 im Iran beim Umsturz des Schahs.
„Die Muslime rufen
die Menschen im Westen und alle Gläubigen auf der Welt auf, den Führern der Proteste
im arabischen Raum beizustehen. Es ist wichtig, dass der Westen seine Zustimmung öffentlich
ausdrückt. Damit helfen sie, eine demokratische Wendung in den arabischen Ländern
einzuführen.“
Es sei im Interesse der Europäer sich einzumischen, weil
Diktaturen den islamischen Fundamentalismus nur schüren, so die Gregoriana-Dozentin
im Gespräch mit Radio Vatikan.
„Die Jugend im arabischen Raum beträgt etwa
die Hälfte der gesamten Gesellschaft. Sie sind müde, in einer so engen religiösen
Welt zu leben, in der nur Ungerechtigkeit und Unterdrückung herrschen. All das ist
gegen ihre Würde.“