Die Umbrüche in Nordafrika und dem arabischen Raum haben auch etwas mit der Nahost-Sondersynode
des Vatikans zu tun. Das sagte der melkitische Patriarch Gregorios III. Laham von
Antiochien im Gespräch mit der „Tagespost“. Wörtlich meinte der in Damaskus residierende
Patriarch: „Die ganze Welt ruft seit einiger Zeit immer mehr nach Gerechtigkeit. Auch
in der Bischofssynode für den Nahen Osten haben wir im Vorjahr sehr stark gerufen
nach der Freiheit des Glaubens, nach Religionsfreiheit und nach bürgerlichen Freiheiten
der Menschen. Alles das hat schon eine bestimmte Wirkung auf diese Region, insbesondere
durch die moderne Technik.“ Die Synode hatte letzten Herbst in Rom katholische Kirchenführer
aus dem ganzen Nahen Osten zusammengebracht.
Zu einer möglichen Regierungsbeteiligung
der Muslimbruderschaft in Ägypten meinte Gregorios III: „Wir haben als Christen seit
langen, langen Jahrhunderten gelernt, dass wir mit allen Systemen leben. Die Scharia
ist für uns keine Neuigkeit, denn wir leben seit Jahrhunderten mit der Scharia. Das
ist anders als in Europa!“ Für die Christen in Syrien sei die Scharia „Alltag“: „Wir
leben damit, und wir wissen, wie wir gleichzeitig die Freiheit der Glaubensausübung
- Gottesdienste, Katechese, Jugendarbeit, Religionsunterricht - praktizieren können.
Das alles haben wir immer gehabt, obwohl wir schon lange unter der Scharia leben.“
Die melkitische Kirche ist apostolischen Ursprungs und teilte sich 1734 in einen
katholischen und einen orthodoxen Teil. Die Melkitische Griechisch-Katholische Kirche
feiert den byzantinischen Ritus in arabischer Sprache. Sie zählt 1,6 Millionen Gläubige
in Syrien, Libanon, Jordanien, Israel, Palästina und Ägypten sowie mittlerweile auch
in großen Diasporadiözesen in Brasilien, Argentinien und Australien. Oberhaupt dieser
Kirche ist seit 2000 Patriarch Gregorios III. Laham (geboren 1933, zum Bischof geweiht
1981) als griechisch-katholischer „Patriarch von Antiochien und dem Ganzen Orient,
von Alexandrien und von Jerusalem". (zenit 26.02.2011 sk)