Bischof Vitus Huonder hat angekündigt, er werde „demnächst“ die schwierige Lage im
Bistum Chur mit dem Präfekten der Bischofskongregation, Kardinal Marc Quellet, besprechen.
Auch habe er schon den Nuntius Erzbischof Francesco Canalini in Bern um Rat gebeten,
schreibt er in einem „Bischofswort“. Es seien in den letzten Monaten „auf verschiedenen
Ebenen Verletzungen geschehen, die sich nun gewissermaßen auf einmal entladen haben“,
erklärt Huonder. Selbstkritisch stellt er gleichzeitig fest, dass es der Bistumsleitung
nicht gelungen sei, „ein Bild der Einheit zu vermitteln“. Er bedaure die entsprechenden
Vorgänge der letzten Zeit. Am 23. März hätte sich der Priesterrat des Bistums für
die neue Amtsperiode 2011 bis 2014 konstituieren sollen. Er halte dies in der jetzigen
Situation für „nicht angebracht“, schreibt Huonder. Dasselbe gilt für den Rat der
Laientheologinnen, Laientheologen und Diakone. Er wolle sich bei der Kongregation
für den Klerus im Vatikan beraten, was er unter den gegebenen Umständen unternehmen
solle. Das weitere Vorgehen werde er anschließend bekanntgeben.
Schockiert Eine
Mehrheit der Dekane des Bistums Chur ist schockiert über die jüngsten Personalentscheidungen.
In den vergangenen Tagen reichten der Generalvikar für Graubünden, Andreas Rellstab,
und der Regens des Priesterseminars Ernst Fuchs ihre Demission ein. Immer mehr Seelsorgende
seien enttäuscht über die Amtsführung von Bischof Vitus Huonder und gingen „in die
innere Emigration“, schreiben Dekane des Bistums in einer Medienmitteilung von Freitag.
Die Arbeit in den Pfarreien werde „durch unakzeptable Entscheide sehr erschwert“.
Auch die Katholische Landeskirche Graubünden meldete sich zu Wort. Sie seien sehr
bestürzt über die Entwicklungen im Bistum. Außerdem wissen sie nicht, ob das so weitergehen
könne, sagt Claudia Zeis, die Präsidentin der Verwaltungskommission. Die Personalpolitik
des Bischofs zeige deutlich, dass ihm die Landeskirche egal sei.
Generalvikar
Grichting Indirekte Kritik übt Huonder an seinem Generalvikar Martin Grichting.
Dieser hatte sich in den Medien kritisch über staatskirchenrechtliche Belange geäußert.
Er hatte auch vorgeschlagen, die geltende Kirchensteuer abzuschaffen und durch eine
Mandatssteuer zu ersetzen. Huonder schreibt dazu: „Es ist für Generalvikar Grichting
klar, dass der Ort, sich in seiner Funktion zum Thema Staatskirchenrecht zu äußern,
die Kommission zum Verhältnis von Kirche und Staat der Schweizer Bischofskonferenz
ist.“