2011-02-25 11:27:10

D/Afghanistan: Trauerfeier für tote Soldaten


RealAudioMP3 Viele Gefühle und Fragen kommen an diesem Freitagnachmittag wieder hoch – bei der Trauerfeier für die drei Bundeswehrsoldaten, die vor genau einer Woche in Afghanistan ums Leben kamen: Trauer und Wut und die Frage nach dem Sinn des umstrittenen Einsatzes, der schon zahlreiche Soldatenleben forderte. Die zwischen 21 und 30 Jahre alten Bundeswehrsoldaten starben bei einem Anschlag im Außenposten in der Provinz Baghlan: Ein afghanischer Soldat, der sich zu Ausbildungszwecken in dem Lager aufhielt, schoss mit einer Maschinenpistole um sich. Der katholische Militärdekan Reinhold Bartmann leitet die Trauerfeier in der Stadtpfarrkirche Sankt Michel im bayrischen Regen, an der auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg teilnehmen. Er sagte dem Domradio Köln:

„Heute gilt es mit den Kameradinnen und Kameraden die Gefallenen zu betrauern, einen Gottesdienst zu feiern und diese Menschen würdig zu verabschieden. Es ist auch für einen Geistlichen keine leichte Aufgabe, eine solche Trauerfeier zu leiten. Ausgehend von der nackten Tatsache dieses grausamen Anschlags, wo es nichts zu beschönigen gibt, versucht man da, mit der biblischen Botschaft Hoffnung und Vertrauen neu aufzubauen, zu trösten und den Angehörigen zu vermitteln, dass sie in diesen Tagen und Stunden und auch den kommenden Wochen nicht allein sind.“

Die Todesfälle stellen die Entscheidung der Soldaten für den Afghanistaneinsatz erneut auf die Probe. Und auch die Öffentlichkeit widmet dem Schicksal der Soldaten dann Aufmerksamkeit, wenn die schlimmste Option des Militäreinsatzes eintritt: der Tod. Der evangelische Militärseelsorger Michael Rohde, der die Trauerfeier zusammen mit Bartmann an diesem Freitag leitet, beklagte in der Tat ein mangelndes Interesse der Öffentlichkeit für den Bundeswehreinsatz in Afghanistan: Ihm fehle die breite Solidarität „mit den Menschen, die hier im Auftrag unseres Parlaments ihren Dienst tun und ihr Leben riskieren“, so Rohde zuletzt in einem Gastbeitrag für die Zeitung „Die Welt“. Zum Zwiespalt der Soldaten sagte Bartmann dem Domradio:

„Die Stimmung unter den Kameraden ist bedrückt und traurig, es gibt auch Zorn und sie fragen sich: warum? Viele waren ja beim Einsatz dabei und möchten wissen: Warum habe ich den Einsatz überstanden, meine Kameraden aber nicht? Diejenigen, die im selben Einsatz waren, haben tiefe Fragen, denn sie teilen ja dieselben Erlebnisse wie die Gefallenen und Verwundeten.“

„Nichts ist gut in Afghanistan“ – dieser Satz mag an diesem Freitag wohl manchen Deutschen erneut im Ohr klingen. Die frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann, die vor just einem Jahr zurücktrat, sprach ihn schon aus, als viele Soldaten in Afghanistan noch fallen sollten.

(domradio 25.02.2011 pr)








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