Viele Gefühle und
Fragen kommen an diesem Freitagnachmittag wieder hoch – bei der Trauerfeier für die
drei Bundeswehrsoldaten, die vor genau einer Woche in Afghanistan ums Leben kamen:
Trauer und Wut und die Frage nach dem Sinn des umstrittenen Einsatzes, der schon zahlreiche
Soldatenleben forderte. Die zwischen 21 und 30 Jahre alten Bundeswehrsoldaten starben
bei einem Anschlag im Außenposten in der Provinz Baghlan: Ein afghanischer Soldat,
der sich zu Ausbildungszwecken in dem Lager aufhielt, schoss mit einer Maschinenpistole
um sich. Der katholische Militärdekan Reinhold Bartmann leitet die Trauerfeier in
der Stadtpfarrkirche Sankt Michel im bayrischen Regen, an der auch Bundeskanzlerin
Angela Merkel und Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg teilnehmen.
Er sagte dem Domradio Köln:
„Heute gilt es mit den Kameradinnen und Kameraden
die Gefallenen zu betrauern, einen Gottesdienst zu feiern und diese Menschen würdig
zu verabschieden. Es ist auch für einen Geistlichen keine leichte Aufgabe, eine solche
Trauerfeier zu leiten. Ausgehend von der nackten Tatsache dieses grausamen Anschlags,
wo es nichts zu beschönigen gibt, versucht man da, mit der biblischen Botschaft Hoffnung
und Vertrauen neu aufzubauen, zu trösten und den Angehörigen zu vermitteln, dass sie
in diesen Tagen und Stunden und auch den kommenden Wochen nicht allein sind.“
Die
Todesfälle stellen die Entscheidung der Soldaten für den Afghanistaneinsatz erneut
auf die Probe. Und auch die Öffentlichkeit widmet dem Schicksal der Soldaten dann
Aufmerksamkeit, wenn die schlimmste Option des Militäreinsatzes eintritt: der Tod.
Der evangelische Militärseelsorger Michael Rohde, der die Trauerfeier zusammen mit
Bartmann an diesem Freitag leitet, beklagte in der Tat ein mangelndes Interesse der
Öffentlichkeit für den Bundeswehreinsatz in Afghanistan: Ihm fehle die breite Solidarität
„mit den Menschen, die hier im Auftrag unseres Parlaments ihren Dienst tun und ihr
Leben riskieren“, so Rohde zuletzt in einem Gastbeitrag für die Zeitung „Die Welt“.
Zum Zwiespalt der Soldaten sagte Bartmann dem Domradio:
„Die Stimmung unter
den Kameraden ist bedrückt und traurig, es gibt auch Zorn und sie fragen sich: warum?
Viele waren ja beim Einsatz dabei und möchten wissen: Warum habe ich den Einsatz überstanden,
meine Kameraden aber nicht? Diejenigen, die im selben Einsatz waren, haben tiefe Fragen,
denn sie teilen ja dieselben Erlebnisse wie die Gefallenen und Verwundeten.“
„Nichts
ist gut in Afghanistan“ – dieser Satz mag an diesem Freitag wohl manchen Deutschen
erneut im Ohr klingen. Die frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann, die vor just
einem Jahr zurücktrat, sprach ihn schon aus, als viele Soldaten in Afghanistan noch
fallen sollten.