2011-02-24 15:04:54

37 Dienstjahre Radio Vatikan


RealAudioMP3 37 Jahre Radio Vatikan – man könnte jetzt denken: Aber der Sender ist doch vor kurzem 80 geworden? Richtig. Aber 37 Jahre Vatikan hat Ingenieur Paolo Marco Mercurio hinter sich. Der Radiotechniker aus Sizilien geht in wenigen Tagen in Pension und kam am Mittwoch bei uns in der Redaktion vorbei, um sich zu verabschieden. Und wir konnten nicht widerstehen, ihn vors Mikrofon zu bitten.

Als junger Mann wirkte Ingenieur Mercurio bei Telefunken in Deutschland, in Berlin und Ulm. Auch deshalb ist er der deutschen Redaktion von Radio Vatikan seit jeher sehr verbunden. Sein Arbeitsplatz liegt aber nicht im selben Haus wie alle Redaktionen des Senders, sondern – viel schöner – in der historischen Sendezentrale mitten in den Vatikanischen Gärten, in der so genannten Palazzina, dem „Palästchen“. Dort rief er vor einiger Zeit ein Tonstudio ins Leben, das Musiker für ihre CD-Einspielungen nutzen können.

„Pop-Musiker kommen zu uns, aber auch Pianisten oder Kammerorchester. Wir haben zwei Konzertflügel und ein Cembalo. Ja, wir sind sehr stolz auf unser Tonstudio! Und die Künstler finden die Atmosphäre toll: Sie schwärmen von diesem Paradies auf Erden, das die Vatikanischen Gärten sind: Brunnen, Vögel, hohe Bäume. Dass es hier rundherum so lauschig ist, hilft natürlich auch uns Radiotechnikern psychologisch. Es klappt ja nicht immer reibungslos, Radioleitungen in alle Teile der Welt aufzubauen.“

Hauptsächlich verantwortete Mercurio in der Palazzina die Ausstrahlung von Radio Vatikan über Satellit. Einer schwebt über dem indischen, der andere über dem atlantischen Ozean, sie sorgen für den guten Ton der Stimme des Papstes in Asien und Amerika. Jenes Papstes, der Tag für Tag unter den Fenstern der Palazzina vorbeiflaniert. Jeden Nachmittag betet Benedikt den Rosenkranz in den Vatikanischen Gärten. Und dann heißt es für Mercurio und das übrige Personal: Diskretion üben.

„Da sitzen wir dann in unseren Büros fest! Und das ist gut so. Denn wenn man den Papst trifft, dann schaut man ja nicht weg, sondern kniet sich vielleicht hin, lässt sich jedenfalls segnen, und der Papst würde dann nicht zu seinem Rosenkranz kommen. Wir begnügen uns also damit, seine weiße Gestalt von fern zu sehen und mit ihm zu beten. Wir müssen nicht die Fensterläden schließen, wir schauen halt nicht zum Fenster hinaus. Aber wenn ich ganz ehrlich bin: Manchmal steige ich auf den Turm der Palazzina, dann sehe ich ihn doch, aber ohne ihn zu stören!“

Bevor Ingenieur Mercurio in die Palazzina versetzt wurde, hat er lange auch in Santa Maria di Galeria gearbeitet, wo die riesigen Antennen von Radio Vatikan stehen. Vor Jahren schon erhoben Politiker Anklage, der Elektrosmog der Antennen lasse Kinder an Leukämie erkranken. Mercurio findet die Vorwürfe ungerecht und hält dagegen, sie seien von anderen Interessen gesteuert:

„Elektrosmog gibt es, ganz klar, aber sicher nicht in dem dramatischen Ausmaß, wie diese Leute sagen. Dahinter stehen wirtschaftliche Interessen. Als die Sendeanlage in Santa Maria di Galeria entstand, war das Gelände rundherum leer. Dann bauten Leute dort Wohnungen, obwohl es verboten war. Es gibt ein Abkommen zwischen Vatikanstaat und italienischem Staat von 1953, das ausdrücklich jede Bautätigkeit im Umkreis von mehreren Kilometern untersagt. Die Leute taten es trotzdem und erhielten später eine Amnestie vom Staat, der Staat nahm dafür Geld ein. Und jetzt protestieren sie. Übrigens: Jeder von uns benutzt ein Handy, dazu gibt es auch Sendemasten. Entweder wir akzeptieren die Magnetfelder, oder wir hören auf zu telefonieren.“

Wie auch immer: Der Vatikan fuhr die Potenz der Anlage herunter und lagerte die Sendeleistung aus – nach Südfrankreich und Russland.

„Wir haben eine Zusammenarbeit mit Radio Montecarlo und mit Russland. Die strahlen unsere Sendungen in Asien aus, und wir die ihren im Mittelmeerraum. Auf diese Art erreicht Radio Vatikan sehr entlegene Gebiete wie China oder Ozeanien.“

37 Dienstjahre bei Radio Vatikan: Wir wünschen unserem Kollegen einen wohlverdienten Ruhestand.

(rv 23.02.2011 gs)













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