37 Jahre Radio Vatikan
– man könnte jetzt denken: Aber der Sender ist doch vor kurzem 80 geworden? Richtig.
Aber 37 Jahre Vatikan hat Ingenieur Paolo Marco Mercurio hinter sich. Der Radiotechniker
aus Sizilien geht in wenigen Tagen in Pension und kam am Mittwoch bei uns in der Redaktion
vorbei, um sich zu verabschieden. Und wir konnten nicht widerstehen, ihn vors Mikrofon
zu bitten.
Als junger Mann wirkte Ingenieur Mercurio bei Telefunken in Deutschland,
in Berlin und Ulm. Auch deshalb ist er der deutschen Redaktion von Radio Vatikan seit
jeher sehr verbunden. Sein Arbeitsplatz liegt aber nicht im selben Haus wie alle Redaktionen
des Senders, sondern – viel schöner – in der historischen Sendezentrale mitten in
den Vatikanischen Gärten, in der so genannten Palazzina, dem „Palästchen“. Dort rief
er vor einiger Zeit ein Tonstudio ins Leben, das Musiker für ihre CD-Einspielungen
nutzen können.
„Pop-Musiker kommen zu uns, aber auch Pianisten oder Kammerorchester.
Wir haben zwei Konzertflügel und ein Cembalo. Ja, wir sind sehr stolz auf unser Tonstudio!
Und die Künstler finden die Atmosphäre toll: Sie schwärmen von diesem Paradies auf
Erden, das die Vatikanischen Gärten sind: Brunnen, Vögel, hohe Bäume. Dass es hier
rundherum so lauschig ist, hilft natürlich auch uns Radiotechnikern psychologisch.
Es klappt ja nicht immer reibungslos, Radioleitungen in alle Teile der Welt aufzubauen.“
Hauptsächlich verantwortete Mercurio in der Palazzina die Ausstrahlung
von Radio Vatikan über Satellit. Einer schwebt über dem indischen, der andere über
dem atlantischen Ozean, sie sorgen für den guten Ton der Stimme des Papstes in Asien
und Amerika. Jenes Papstes, der Tag für Tag unter den Fenstern der Palazzina vorbeiflaniert.
Jeden Nachmittag betet Benedikt den Rosenkranz in den Vatikanischen Gärten. Und dann
heißt es für Mercurio und das übrige Personal: Diskretion üben.
„Da sitzen
wir dann in unseren Büros fest! Und das ist gut so. Denn wenn man den Papst trifft,
dann schaut man ja nicht weg, sondern kniet sich vielleicht hin, lässt sich jedenfalls
segnen, und der Papst würde dann nicht zu seinem Rosenkranz kommen. Wir begnügen uns
also damit, seine weiße Gestalt von fern zu sehen und mit ihm zu beten. Wir müssen
nicht die Fensterläden schließen, wir schauen halt nicht zum Fenster hinaus. Aber
wenn ich ganz ehrlich bin: Manchmal steige ich auf den Turm der Palazzina, dann sehe
ich ihn doch, aber ohne ihn zu stören!“
Bevor Ingenieur Mercurio in die
Palazzina versetzt wurde, hat er lange auch in Santa Maria di Galeria gearbeitet,
wo die riesigen Antennen von Radio Vatikan stehen. Vor Jahren schon erhoben Politiker
Anklage, der Elektrosmog der Antennen lasse Kinder an Leukämie erkranken. Mercurio
findet die Vorwürfe ungerecht und hält dagegen, sie seien von anderen Interessen gesteuert:
„Elektrosmog gibt es, ganz klar, aber sicher nicht in dem dramatischen
Ausmaß, wie diese Leute sagen. Dahinter stehen wirtschaftliche Interessen. Als die
Sendeanlage in Santa Maria di Galeria entstand, war das Gelände rundherum leer. Dann
bauten Leute dort Wohnungen, obwohl es verboten war. Es gibt ein Abkommen zwischen
Vatikanstaat und italienischem Staat von 1953, das ausdrücklich jede Bautätigkeit
im Umkreis von mehreren Kilometern untersagt. Die Leute taten es trotzdem und erhielten
später eine Amnestie vom Staat, der Staat nahm dafür Geld ein. Und jetzt protestieren
sie. Übrigens: Jeder von uns benutzt ein Handy, dazu gibt es auch Sendemasten. Entweder
wir akzeptieren die Magnetfelder, oder wir hören auf zu telefonieren.“
Wie
auch immer: Der Vatikan fuhr die Potenz der Anlage herunter und lagerte die Sendeleistung
aus – nach Südfrankreich und Russland.
„Wir haben eine Zusammenarbeit mit
Radio Montecarlo und mit Russland. Die strahlen unsere Sendungen in Asien aus, und
wir die ihren im Mittelmeerraum. Auf diese Art erreicht Radio Vatikan sehr entlegene
Gebiete wie China oder Ozeanien.“
37 Dienstjahre bei Radio Vatikan: Wir
wünschen unserem Kollegen einen wohlverdienten Ruhestand.