Benedikt XVI.: „Jede Reform der Kirche beginnt mit der Reform unser selbst“
Diplomatisch, gebildet,
nach Heiligkeit strebend: So hat Papst Benedikt XVI. in der Generalaudienz von diesem
Mittwoch den heiligen Kirchenlehrer, Theologen und Kardinal Robert Bellarmin beschrieben.
Der Jesuitenpater hatte nach der Reformation maßgeblich dazu beigetragen, die Identität
der Kirche neu zu bestimmen. Berühmt und einflussreich waren damals seine gesammelten
Vorlesungen, genannt die „Kontroversen“. Dazu der Papst:
„Durch Vernunftargumente,
durch Verweis auf die Tradition der Kirche und durch Vermeidung jeder Polemik gegenüber
den Ideen der Reformation legte Bellarmin die katholische Lehre dar. Die ‘Kontroversen’
beschreiben vor dem Hintergrund der damals verbreiteten Irrtümer die Gestalt der Kirche:
ihren sichtbaren Aspekt in den Institutionen sowie ihre unsichtbare Seite, die Robert
Bellarmin mit dem Verhältnis der Seele zum Leib veranschaulicht: die inneren Reichtümer
der Kirche werden durch äußerlich Sichtbares wahrnehmbar gemacht.“
Bellarmin
war ein wichtiger Kurienmitarbeiter der Päpste des beginnenden 16. und 17. Jahrhunderts,
er war Berater, Diplomat, Kurialer und päpstlicher Gesandter. Heute verehrt die Kirche
Bellarmin als Kirchenlehrer. Und doch seien es die geistlichen Charismen gewesen,
die ihn angetrieben hätten, so der Papst. Zu ihnen habe er seine Zuhörer führen wollen:
„Zur
Ausrichtung aller Seelenkräfte auf Jesus Christus, ihn zu erkennen, zu lieben und
nachzuahmen ist sein Ziel. Die Heiligen sind Menschen, die ein ganz normales und anspruchsvolles
Berufsleben – wie der heilige Robert Bellarmin – gelebt haben, aber darin inwendig
bei Gott geblieben sind und von daher auch das Berufliche besser bewältigt haben.
So sollen wir vom heiligen Robert Bellarmin dies lernen: den inneren Kontakt mit Gott,
mit Christus zu halten und von ihm langsam geformt und erleuchtet zu werden. Er sagt
ausdrücklich: ‚Jede Reform der Kirche beginnt mit der Reform meiner Selbst’. Nur wenn
ich mich reformieren lasse, trage ich auch wirklich zur Erneuerung der Kirche bei.
Der Herr selbst schenke uns dazu seine Gnade.“