Eine Sendung von Aldo
Parmeggiani An diesem 12. Februar feierte Radio Vatikan - eine der ältesten und
größten Sendestationen der Welt – sein 80-jähriges Bestehen. In den 38 Sprachabteilungen
werden heute Hörprogramme in 45 Sprachen erstellt, natürlich in den Weltsprachen Englisch,
Spanisch, Französisch, Deutsch, Russisch, Chinesisch, Portugiesisch, aber auch in
allen übrigen europäischen Sprachen, Italienisch, Polnisch, Tschechisch, Slowakisch,
in den vielen indischen Idiomen, Hindi, Tamil, Malaisch und in den skandinavischen
Sprachen; Norwegisch, Schwedisch, Finnisch. Jeden Sonntag steht heute sogar eine Sendung
in Esperanto auf dem Programm.
Angefangen hatte alles so: der Italienische
Physiker und Pionier der drahtlosen Kommunikation, Guglielmo Marconi, stand neben
dem Bischof von Rom, Papst Pius XI, und dessen Staatssekretär Eugenio Pacelli, dem
späteren Papst Pius XII. auf der Einweihungsbühne und gab den Startschuss zum neuen
Sender. „Mit Hilfe Gottes, der der Menschheit geheimnisvolle Kräfte der Natur zur
Verfügung stellt, habe ich dieses Instrument vorbereitet, das der ganzen Menschheit
den Trost erweisen wird, die Stimme des Heiligen Vaters vernehmen zu können“. „Hört
zu, ihr Himmel, ich will reden, die Erde lausche meinen Worten“. Das war die Stimme
Papst Pius XI. bei der Einweihung von Radio Vatikan am 12.Februar 1931.
Hören
wir uns jetzt kurze Ausschnitte päpstlicher Stimmen über Radio Vatikan an, angefangen
von Papst Pius XII. in lateinischer Sprache bis zu Benedikt XVI, in italienischer
Sprache. Papst Johannes XXIII.: „Dies, meine lieben Brüder und Schwestern, ist
der dritte Segen, den ich euch über Radio Vatikan erteile“. Papst Paul VI.: „Die
Programmabteilung…ist die Hauptaufgabe des Rundfunks, sein Mittel zum Zweck, seine
Nützlichkeit. Es würde zu nichts nützen, wenn man dieses Mittel nicht perfekt einzusetzen
wüsste“. Papst Johannes Paul I.: „Nie hätte ich geahnt, was geschehen würde, als
ich gestern früh in aller Ruhe in die Sixtinische Kapelle zur Wahl ging. Wenn man
es mir vorher gesagt hätte, hätte ich mehr studiert, mich besser vorbereiten können.
Jetzt hingegen bin ich alt und habe keine Zeit mehr dazu“. Papst Johannes Paul
II.: „Ich will allen hier Anwesenden danken und mich bei Radio Vatikan entschuldigen,
dass ich so spät gekommen bin und - und erst nach 12 Jahren hier einen Besuch abstatte.
Da muss ich ein bisschen Gewissenserforschung machen…..“ Und schließlich Papst
Benedikt XVI.: „Papst Pius XI. hat Radio Vatikan eingeweiht und damit dem Heiligen
Stuhl und den Kirchen und dem Herrn eine neue Stimme gegeben. Dadurch kann das Evangelium
allen Kreaturen auf der Welt verkündet werden“.
Pater Federico Lombardi, Generaldirektor
von Radio Vatikan und Sprecher des Papstes – seit über 20 Jahren im Dienste dieser
vatikanischen Institution - hält Rückschau:
„Ich würde als ersten Aspekt,
die Radiobotschaften der Päpste hervorheben. Ich glaube, dass die Botschaften von
Pius XII. während des Krieges sehr, sehr wichtig waren. Es waren Botschaften des Friedens
und der Hoffnung, die weltweit gehört wurden. Dann würde ich die humanitäre Hilfe
während des Krieges auch hervorheben. Radio Vatikan hat mehr als eine Million Botschaften
gesendet, um die Gefangenen von den Familienangehörigen zu informieren – Gefangene
die in den verschiedenen Kontinenten nur durch die Wellen von Radio Vatikan einen
Kontakt mit ihren Lieben haben konnten. Eine große humanitäre Leistung. Von Pius XII.
gewollt und von Radio Vatikan realisiert. Schließlich möchte ich die große Epoche
der Hilfe für die Kirchen und für die Völker erwähnen, die unterdrückt waren. Besonders
während der kommunistischen Zeit in Osteuropa. Wir haben in den Jahrzehnten nach dem
2.Weltkrieg in 17 Sprachen Sendungen für die Länder in Osteuropa erstellt, um dieser
Kirche, diesen Menschen, die keine Freiheit mehr hatten, zu helfen. Eine Hilfe die
wirklich mit großer Dankbarkeit angenommen wurde. Wir haben später sehr viele Schreiben
der Dankbarkeit erhalten. Durch die Information der Kirche in der Zeit des 2. Vatikanischen
Konzils, und auch später während der Reisen der Päpste, wurde durch Radio Vatikan
eine universelle Meinungsbildung verbreitet. Die ganze Kommunität der Kirche sollte
informiert werden, was es in der Kirche an Neuigkeiten gibt. Das glaube ich, sind
die großen Leistungen in der Geschichte von Radio Vatikan“.
Der Auftrag
von Radio Vatikan war und ist es also, die Lehre der katholischen Kirche zu verbreiten,
über die Tätigkeit des Vatikans zu berichten, das Leben der Katholiken in aller Welt
widerzuspiegeln und Fragen der Zeit aus dem Glauben zu beantworten. Die Sendungen
von Radio Vatikan aber richten sich nicht nur an alle Katholiken, sie richten sich
auch an alle religiös Interessierten. Dieser internationale Rundfunksender will einen
Beitrag leisten für die Verständigung zwischen Menschen, Konfessionen, Religionen
und Völkern. Ebenso gehört zu seinen Zielen der Schutz der Menschenrechte, der Religionsfreiheit
sowie Versöhnung, Verständigung und Frieden in Gerechtigkeit. Wie kann und wie muss
Radio Vatikan auf die großen Herausforderungen unserer Zeit reagieren?
Radio
Vatikan hat auch vor den großen technischen Umwälzungen nicht Halt gemacht. Das Internet
spielt auch im Sender des Papstes eine immer wichtigere Rolle. Welche Chancen, aber
auch welche Gefahren erkennt Pater Lombardi als Intendant einer internationalen katholischen
Senders in den neuen katholischen Kommunikationsmitteln? Pater Lombardi:
„Ja,
natürlich sind wir sehr aktiv in der Evolution der Kommunikationsmittel, die neuen
technischen Mittel zu benützen. Internet und alles, was damit verbunden ist. Podcast
und so weiter. Der Rundfunk ist ziemlich flexibel und wir können unsere Texte veröffentlichen,
wir können Bilder und Videos auf den Internet-Webseiten verbreiten, wir sind total
in die Multi-Medialität eingetreten. Welche Gefahren ich sehe, fragen Sie? Ich glaube,
es sind die Gefahren der Kommunikation heute im allgemeinen. Das heißt: man hat heute
eine solche Geschwindigkeit und Kürze der Nachrichten erreicht, dass sehr einfach
Missverständnisse oder falsche Interpretationen entstehen können. Was sehr wichtig
für unsere Mission ist, ist den Weg zu finden, um schnell und gut, kurz und richtig
Informationen weiterzugeben, unseren Hörern helfen zu verstehen, was der Papst wirklich
gesagt hat, welche seine Intentionen sind, was der Sinn seiner Botschaften ist. Das
ist das Problem und die wirkliche Chance und zugleich auch die Schwierigkeit. Der
Sender des Papstes wurde bei seiner Gründung dem Jesuitenorden anvertraut und dabei
ist es auch geblieben. In der Tat werden die höchsten Ämter dieser Institution Jesuitenpatres
anvertraut: der Generaldirektor, der Programmdirektor und ebenso mehrere Leiter von
Sprachabteilungen – darunter unser Chefredakteur Pater Bernd Hagenkord von der deutschen
Abteilung – sind Mitglieder des Jesuitenordens. Die meisten Redakteurinnen und Redakteure
in den verschiedenen Abteilungen aber sind Laien. Die Sendungen sind über Mittel-
und Kurzwelle in allen Teilen der Welt zu hören und werden zunehmend über Satellit
und im Internet mit Text und Ton übertragen. Die einzelnen Sprachsektionen haben pro
Tag im Durchschnitt 30 Minuten Sendezeit, die mitunter mehrfach ausgestrahlt werden.
Der Inhalt der täglichen Programme unterscheidet sich von Sprache zu Sprache stark,
da die Zusammensetzung und die Erwartung des Publikums unterschiedlich sind. Neben
den Nachrichten und Magazinsendungen strahlt Radio Vatikan auch Gottesdienste und
Gebetssendungen aus: täglich morgens eine lateinische Messe und das Stundengebet der
Laudes, nachmittags das Stundengebet der Vesper sowie der Komplet und abends das lateinische
Rosenkranzgebet.“
Eine letzte Frage an Pater Federico Lombardi, sie richtet
sich in die Zukunft: wer so lange an der Spitze von Radio Vatikan steht, kann gewiss
auch konkret in die Zukunft blicken. Welche Visionen haben Sie für die kommenden Jahre
im Bezug auf den Sender des Papstes?
„Ja, ich habe dies vielleicht schon
angedeutet, in dem, Sinne, dass wir uns in der Evolution der großen Kommunikationsmittel
befinden. Wir sollten immer mehr in Mitarbeit der anderen Kommunikationsmittel des
Heiligen Stuhls und der ganzen Kirche unsere Mission realisieren. Mit einem Spezifikum,
glaube ich. Das heißt: schnell und kurz mit klaren Worten erklären, was die Kirche
für die Zeit von heute zu sagen hat. Das heißt, dass wir unsere Sprache verbessern
müssen. Das heißt, mit unseren Fähigkeiten zum Kern der Probleme vorzudringen und
in diesem Sinne dem Papst zu helfen, unter den heutigen Voraussetzungen verstanden
zu werden. Das machen wir nicht allein, sondern zusammen mit den anderen Multiplikatoren
in der Kirche. Wir müssen immer mehr in das Netz der Kommunikation eindringen, damit
alle Menschen, die Antworten von der Kirche suchen, diese auch verlässlich erhalten
können.“