2011-02-14 13:49:38

EU/Nordafrika: „Hinschauen und helfen!“


RealAudioMP3 In Nordafrika herrscht Chaos. Und das merken vor allem die europäischen Mittelmeerländer. 5.000 Nordafrikaner flüchteten in den vergangenen Tagen per Boot nach Lampedusa: Die süditalienische Insel ist völlig überfüllt, die Helfer sind überfordert.

„Das Boot sinkt, das Boot sinkt – an Bord sind keine Personen zu sehen“, sagt der Bordfunker eines Überwachungsflugzeugs der italienischen Finanzpolizei. Das war am späten Sonntagnachmittag in den Gewässern vor Lampedusa – ein Schnellboot der Küstenwache konnte die etwa hundert Insassen des Bootes in letzter Minute retten.

Menschenrechtsorganisationen werfen der Europäischen Union vor, sie schaue weg, was auf dem Mittelmeer derzeit geschieht. Der UNO-Flüchtlingsdienst kritisiert besonders die Regierung in Rom für ihre restriktive Abschiebepolitik. Die Flüchtlingslager waren bis vor Kurzem sogar geschlossen, um Flüchtlinge nicht noch zu animieren, auf die Insel zu kommen. So versucht die italienische Regierung ihre bisherige Asylpolitik zu rechtfertigen. Mehrere Hilfsorganisationen und auch der Inselpfarrer haben inzwischen die Regierung in Rom aufgefordert, das Flüchtlingslager auf Lampedusa wieder zu öffnen. Don Stefano Nastasi hatte vorübergehend auch seine Kirche für die Flüchtlinge geöffnet.

„Die Räume, die wir zur Verfügung gestellt haben, eignen sich eigentlich nicht für eine derartige Notlage. Wir fordern die Regierung auf, Alternativen zu Verfügung zu stellen, die uns ermöglichen, kurzfristig reagieren zu können.“

Der Umbruch in den nordafrikanischen Staaten und die Frage, in welche Richtung sich die Politik dort entwickeln wird, sorgen für Verunsicherung in der Bevölkerung. Arbeitslosigkeit und Gewalt sind Gründe für sie, ihre Heimat zu verlassen. Das sagt ein Flüchtling dem ARD-Hörfunk in Rom.

„Wir haben Angst. Die Revolution, die wir gemacht haben, die hat nichts verändert. Wir wollen nur die Möglichkeit haben, in Europa arbeiten zu können. Ich rede nicht alleine von Italien, sondern von ganz Europa. Wir bitten das italienische Volk: Helft uns!

Die Reaktionen der Bewohner Lampedusas sind gemischt. Die einen bewahren ihr traditionelles, christlich motiviertes Verständnis für die „armen Mitmenschen, die in Tunesien oder Ägypten keine Arbeit und keine Zukunft haben“. Die anderen fragen sich mit Vizebürgermeisterin Angela Maraventano:

„Was wollen diese Illegalen bei uns? Sie haben zu Hause keine Diktatur mehr. Sie sollen jetzt dort bleiben. Lampedusa ist ein Urlaubsort. Wir haben die Menschenhändler vertrieben und können jetzt nicht eine Flut von Leuten in Empfang nehmen, die aus befreiten Ländern abhauen.“

(rv/misna/ard 14.02.2011 mg)







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