Bischof Kyrillos: Christen hoffen auf gerechtere Verfassung
Nach dem Rücktritt
von Hosni Mubarak hoffen die Christen in Ägypten auf eine gerechtere Verfassung. Das
berichtet der Bischof von Assiut, William Kyrillos, im Gespräch mit Radio Vatikan.
Das Militär, das Ägypten übergangsweise führt, kündigte eine Volksabstimmung über
eine neue Verfassung an. Mit der Ausarbeitung der Verfassungsänderungen soll ein neues,
unabhängiges Komitee betraut werden, hieß es. Christen und Muslime gingen in den letzten
Wochen gemeinsam auf die Straße, erzählt Bischof Kyrillos. Nun wollten die Christen
auch bei der neuen Verfassung ein Wörtchen mitreden. „Viele Kopten versuchen
nun, sich zusammenzutun, damit ihre Stimme gehört wird beim großen Projekt der neuen
Verfassung, die ja ganz neu wird. Artikel werden geändert und man will eine ganz neue
Mentalität durchsetzen. Und viele Kopten aus dem In- und Ausland helfen dabei, damit
ihre Stimme gehört wird. Alle Ägypter sind gleichwertig in allen Rechten, es gibt
keinen Unterschied wegen der Religion oder aus anderen Gründen. Jeder soll seine Religion
frei ausüben können.“ Ohne Durchsetzung einer parlamentarischen Demokratie
verliere die ganze Protestbewegung ihren Sinn und Zweck, so der Bischof. Dabei schwebe
den muslimischen wie christlichen Oppositionellen für die Zukunft im Kern das Gleiche
vor, meint er. Viele dächten wohl an Zeiten in der Geschichte des Landes zurück, als
Frieden und religiöses Miteinander herrschten: „Alle sagen, wir wollen
einen zivilen, keinen religiösen Staat. Auch viele Muslime sind gegen den religiösen
Staat. Man muss wohl warten, denn es gibt keine richtige Partei zur Zeit. Die Nationalpartei
ist total zusammengebrochen. Ich glaube, viele haben Sehnsucht nach der Vergangenheit
vor der Republikgründung 1952. Da haben alle zusammengelebt, niemand sprach über Religion,
und alle waren friedlich. Das sollte jetzt auch so sein.“
Wie schätzt
Bischof Kyrillos die Rolle der Muslimbrüder im ägyptischen Machtwechsel ein? Besteht
in Ägypten die Gefahr einer islamischen Republik nach iranischem Vorbild? Dazu hören
Sie mehr heute Abend in unserem Weltkirchenmagazin.