2011-02-12 12:35:04

Unser Buchtipp


RealAudioMP3 Byzanz – Pracht und Alltag, eine Rezension von Stefan Kempis

Byzanz? Lange her. Aber eine Ausstellung in Bonn hat uns das ferne Reich, das die Brücke von der Antike bis fast in die Neuzeit und ebenso vom Westen bis in den Fernen Osten schlug, vor kurzem nahegebracht. Der Katalog zu dieser Ausstellung ist nicht einfach nur ein Ausstellungskatalog, sondern ein eigenständiges Werk, das die fremde Welt Byzanz erstaunlich an uns heranrückt.

Eine Reihe luzider Essays umkreisen das Oströmische Reich und machen deutlich, in welcher Hinsicht es das Erbe der Römer angetreten hat. Vor allem aber werden ungefähr sechshundert Zeugen von byzantinischer Kunst, Kultur und Geschichte in Bild und Text vorgestellt; daraus ergibt sich ein faszinierendes Panorama des Byzantinischen Jahrtausends von der Gründung des heutigen Istanbul durch Kaiser Konstantin im Jahr 324 bis zur islamischen Eroberung der Stadt 1453. Eine Schale aus gebranntem Ton etwa setzt die antike Keramiktradition bruchlos fort, zeigt aber im Innern die biblische Szene der drei Männer im Feuerofen: ein Sprung ins Christentum. Eine goldene Schale aus den Karpaten mit einem typisch römischen Muster wiederum weist das Motiv eines Löwen auf, das bis auf das alte Persien zurückgeht.

Dieser prachtvolle Byzanz-Band läßt uns einen Blick werfen in die Zeit, als das Gros unserer christlichen Theologie entwickelt und auf Konzilien definiert wurde. Und er räumt dabei mit manchen Vorurteilen auf: So gab es zwar eine starke Verbindung zwischen dem byzantinischen Kaiser und der Kirche – aber sie war durchaus spiegelbildlich zur Lage im Westen. Dort nämlich war es der Papst, der den Kaiser krönte, während in Byzanz der Kaiser Konzilien einberief oder Patriarchen absetzte. Ein neuer Blick auf Byzanz und sein Jahrtausend – endlich!

Byzanz – Pracht und Alltag, eine Rezension von Stefan Kempis
Katalog zu einer Bonner Ausstellung 2010, erschienen im Hirmer Verlag

(rv 12.02.2011 sk)







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