Das Geburtstagskind
hatte eine berühmte Hebamme: keinen Geringeren als Guglielmo Marconi, Nobelpreisträger
und Miterfinder des drahtlosen Funk, beauftragte Papst Pius XI. Anfang der 1930er-Jahre
mit dem Aufbau einer eigenen Radiostation im Vatikanstaat. Am 12. Februar 1931 um
16.49 Uhr war es dann soweit. „Habemus Radio!“ Papst Pius XI richtet sich erstmals
in einer weltweit übertragenen, lateinischen Ansprache an die Christenheit:
„Hört,
ihr Völker das, was ich zu sagen habe. Die Erde höre die Worte aus meinem Mund. Hört,
ihr fernen Völker.“
Es ist die Geburtsstunde von Radio Vatikan. Zu Beginn
sendete man religiöse und wissenschaftliche Nachrichten in lateinischer Sprache. Zudem
berichteten die Jesuitenpartres, denen Pius XI. die Leitung seines Radios übertragen
hatte, täglich Neues aus dem Apostolischen Palast. Bis zum Ende der 30er-Jahre erweiterte
Radio Vatikan seine Sprachen und Sendeformate stetig.
So wurde 1939 das Konklave,
die Wahl und der Beginn des Pontifikats von Papst Pius XII., schon in neun Sprachen
übertragen.
Als wichtiges Instrument zur freien Information wurde Radio Vatikan
im Zweiten Weltkrieg zum Politikum: Goebbels schwor, es zum Schweigen zu bringen.
Die französischen Widerstandskämpfer schrieben die Sendungen ab und verteilten sie
heimlich. Federico Lombardi, seit 1990 der Leiter von Radio Vatikan, erinnert daran,
wie der Sender in den Kriegswirren vor allem einen humanitären Beitrag leistete:
„Alle großen Historiker erinnert an die Radioansprachen, die Pius XII während des
Krieges hielt. Das Radio lieferte päpstlichen Trost und Zuspruch. In der Nachkriegszeit
dann der humanitäre Dienst. Pius XII hatte die Idee im Vatikan ein Büro zu eröffnen,
das die Familien der Kriegsgefangenen für Botschaften nutzen konnten. Über Radio Vatikan
liefen also mehrere Millionen Vermisstenmeldungen in Abertausenden Sendestunden. Ich
selbst habe während des Kosovokrieges einen ähnlichen Suchdienst via Radio einrichten
lassen. Jeden Tag liefen auf albanisch und italienisch Suchmeldungen. Diesen Wunsch,
nützlich zu sein, halten wir aufrecht, jedes Mal, wenn wir Gelegenheit dazu haben.“
Von
1940 bis 1946 versendete der humanitäre Informationsdienst von Radio Vatikan so 1.240.728
Suchbotschaften. Seit 1970 ist der Palazzo Pio an der Via della Conciliazione,
unweit vom Petersdom, Hauptsitz von Radio Vatikan. Er ist, salopp gesagt, der größte
Staatsfunk der Welt: Mit 400 Mitarbeitern hat Radio Vatikan ebenso viele Angestellte,
wie der Vatikanstaat Einwohner hat. Was viele nicht vermuten: Fast 90% des Personals
sind weltliche Mitarbeiter, 30% sind Frauen. Radioleiter Lombardi über die Vielfalt
an seinem Arbeitsplatz:
„Wir sprechen jeden Tag in mehr als 30 Sprachen,
in diesem Gebäude arbeiten Menschen aus mehr als 60 Nationen. Unsere Stimmen sind
der Spiegel des Reichtums und der Verschiedenheit der Kirche auf der Welt. Damit entspricht
Radio Vatikan dem Auftrag er Kirche, zu allen Völkern und Nationen zu sprechen.“
Rund
811 Stunden sendet Radio Vatikan jede Woche. Den Großteil der Sendezeit nehmen Beiträge
der Sprachredaktion ein. Dazu kommt die Übertragung von Liturgiefeiern und Musiksendungen.
Radio
Vatikan ist die Stimme des Papstes und der Weltkirche. Papst Benedikt selbst sieht
die Aufgabe seines Radios im Dienst zum Wohle der Gemeinschaft. Bei seinem Besuch
von Radio Vatikan im Jahr 2006 betonte Papst Benedikt XVI:
„Das scheint
mir der Sinn eines solchen Kommunikationsmittels zu sein: mitzuhelfen, diese große
Familie aufzubauen, die keine Grenzen kennt, in der alle Menschen in ihrer kulturellen
und sprachlichen Vielfalt Brüder und Schwestern sind und so eine Kraft für den Frieden
darstellen.“.
Seit 80 Jahren auf Sendung. Herzlichen Glückwunsch Radio
Vatikan!