Kardinal Marx: Neue Herausforderungen für Religionsunterricht und Priesterausbildung
Von Montag bis Mittwoch
hat im Vatikan die Vollversammlung der päpstlichen Bildungskongregation getagt. Neues
Mitglied der Kongregation ist auch Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München
und Freising. Er nahm an den Gesprächen in Rom teil. In ihnen ging es um die Gestalt
des Religionsunterrichtes und die Priesterausbildung. Da gebe es natürlich Unterschiede
zwischen den einzelnen Ländern, sagte der Kardinal im Interview mit Radio Vatikan.
Viele Standpunkte hätten jedoch alle Mitglieder gemeinsam vertreten:
„Wir
sehen die großen Schwierigkeiten. Denn in einer Gesellschaft, in der das Umfeld, etwa
die Familie und die Kultur den christlichen Glauben nicht mitträgt, ist der Religionsunterreicht
auch nicht alleine in der Lage, das auszugleichen. Das ist jedenfalls meine Stellungnahme
gewesen. Und das ist in anderen Ländern auch der Fall. Das heißt, es geht schon darum
zu überlegen, ob der Religionsunterricht nicht noch stärker mit dem verbunden werden
kann, was in der Pfarrei und in der Familie passiert. Und ist er stark, auch von den
Inhalten her. Also die Sorgen, die wir in Deutschland haben, und die der Papst auch
hat, wurden dort auch geäußert.“
Beim Treffen der Bildungskongregation
ging es nicht nur um den Religionsunterricht, sondern auch um die Ausbildung der Priester.
Ihre abnehmende Zahl und die Organisation der Gemeinden in großen Pfarrverbänden stelle
die Priesterausbildung vor Herausforderungen, so Kardinal Marx:
„Es hat
sich auch drum herum einiges verändert. Die Leute leben in größeren Räumen, schulisch
gesehen, von der Arbeit her, kulturell usw. Und sie sind trotzdem gebunden an ihren
Wohnort. Diese Kombination hinzubekommen, erfordert vielleicht von den heutigen Pfarrern
etwas mehr episkopale Fähigkeiten, also bischöfliche Fähigkeiten. Das soll kein Bistum
sein, aber vielleicht ahnt man, was ich damit sagen will: also einen Überblick zu
behalten und Netzwerkarbeit, wie wir das heute nennen, zu betreiben. Das ist anstrengend,
das ist klar, aber es kann nicht sein, dass ich das Modell einer 500-Seelen Pfarrei
übertrage auf 5000 oder 8000 Seelen, das geht nicht. Man muss dann auch versuchen,
mit Ehrenamtlichen im Team differenzierter Pastoral zu betreiben.“
Eine
lange Version des Interviews mit Kardinal Marx können Sie am Samstag in unserer Abendsendung
„Die Woche“ hören. (rv 10.02.2011 ag)