Die Teilung des Sudan
ist nun offiziell: Nach dem amtlichen Ergebnis des Referendums, veröffentlicht am
Montag, stimmten fast 99 Prozent der knapp vier Millionen Wähler für eine Abtrennung
der ölreichen, doch armen Region Südsudan. John Ashworth, Berater des Ökumenischen
Forums Sudan (SEF - Sudan Ecumenical Forum) sprach mit uns über die Freude der Menschen
und die nächsten Herausforderungen für das Land:
„Im Südsudan wird erst
einmal richtig gefeiert, auch die Kirche ist dabei. Die nächsten Schritte sind dann
einige Veränderungen in der Konstitution der Übergangsregierung. Uneinheit besteht
noch über die Grenzziehung und damit auch über die Aufteilung der Erdölerträge aus
den ölreichen Gebieten des Südsudan. Auch die Staatsbürgerschaft, die Aufteilung des
kostbaren Nilwassers und der Öl-Pipelines sind noch im Gespräch. Und es wird noch
um Abyei verhandelt, eine Region, die von beiden Seiten beansprucht wird."
Wenn
der Status der fraglichen Region und andere territoriale Fragen nicht geklärt würden,
bestehe die Gefahr gewalttätiger Auseinandersetzungen, so der Berater. Die katholische
Kirche spiele eine wesentliche Rolle für die Durchführung eines friedlichen Unabhängigkeitsprozesses,
unterstreicht Ashworth:
„Die Kirche wird gebraucht, um die Regierung dabei
zu unterstützen, eine gute Regierung zu sein. Man kann ein Wachhund oder ein Blindenhund
sein, und ich denke, die Kirche hat die Eigenschaft, ein Blindenhund zu sein. Sie
wird versuchen, zu begleiten und die Regierung des Südsudan in die richtige Richtung
führen. Sie wird sich wohl nicht zurücklehnen, kritisieren und “bellen”, wenn etwas
schief läuft.”
Sudans Präsident Omar El-Baschir anerkannte die Abspaltung
des Südens. Er kündigte zugleich an, den Nordsudan in einen „islamischen Staat" zu
verwandeln. Kirchenvertreter fürchten in dem Zusammenhang eine steigende Diskriminierung
gegenüber der christlichen und anderen religiösen Minderheiten in der Region. Die
Ankündigung Bashirs wird von Beobachtern als Geste an die Islamisten im Norden gewertet,
deren Unterstützung der angeschlagene Präsident dringend braucht - schließlich hat
er gerade die Region abtreten müssen, in der die Haupteinnahmequelle des Landes liegt:
Die Ölquellen im Süden.
Historische Abstimmung Die Abstimmung
über die Unabhängigkeit des Südsudan war Schlusspunkt des Friedensabkommens, das im
Jahr 2005 von der Zentralregierung in Khartum und südsudanesischen Rebellen unterzeichnet
wurde. Sie beendete einen mehr als 20 Jahre dauernden Bürgerkrieg zwischen dem christlich
dominierten Süden und dem muslimisch geprägten Norden. Darin kamen mehr als zwei Millionen
Menschen ums Leben. Am 9. Juli, wenn die Unabhängigkeit des Südsudan offiziell vollzogen
werden soll, entsteht der jüngste Staat Afrikas. Dann werden sowohl der Norden als
auch der Süden eine eigene Verfassung verabschieden.