2011-02-08 13:06:23

Sudan: Weg in die Unabhängigkeit des Südens


RealAudioMP3 Die Teilung des Sudan ist nun offiziell: Nach dem amtlichen Ergebnis des Referendums, veröffentlicht am Montag, stimmten fast 99 Prozent der knapp vier Millionen Wähler für eine Abtrennung der ölreichen, doch armen Region Südsudan. John Ashworth, Berater des Ökumenischen Forums Sudan (SEF - Sudan Ecumenical Forum) sprach mit uns über die Freude der Menschen und die nächsten Herausforderungen für das Land:

„Im Südsudan wird erst einmal richtig gefeiert, auch die Kirche ist dabei. Die nächsten Schritte sind dann einige Veränderungen in der Konstitution der Übergangsregierung. Uneinheit besteht noch über die Grenzziehung und damit auch über die Aufteilung der Erdölerträge aus den ölreichen Gebieten des Südsudan. Auch die Staatsbürgerschaft, die Aufteilung des kostbaren Nilwassers und der Öl-Pipelines sind noch im Gespräch. Und es wird noch um Abyei verhandelt, eine Region, die von beiden Seiten beansprucht wird."

Wenn der Status der fraglichen Region und andere territoriale Fragen nicht geklärt würden, bestehe die Gefahr gewalttätiger Auseinandersetzungen, so der Berater. Die katholische Kirche spiele eine wesentliche Rolle für die Durchführung eines friedlichen Unabhängigkeitsprozesses, unterstreicht Ashworth:

„Die Kirche wird gebraucht, um die Regierung dabei zu unterstützen, eine gute Regierung zu sein. Man kann ein Wachhund oder ein Blindenhund sein, und ich denke, die Kirche hat die Eigenschaft, ein Blindenhund zu sein. Sie wird versuchen, zu begleiten und die Regierung des Südsudan in die richtige Richtung führen. Sie wird sich wohl nicht zurücklehnen, kritisieren und “bellen”, wenn etwas schief läuft.”

Sudans Präsident Omar El-Baschir anerkannte die Abspaltung des Südens. Er kündigte zugleich an, den Nordsudan in einen „islamischen Staat" zu verwandeln. Kirchenvertreter fürchten in dem Zusammenhang eine steigende Diskriminierung gegenüber der christlichen und anderen religiösen Minderheiten in der Region. Die Ankündigung Bashirs wird von Beobachtern als Geste an die Islamisten im Norden gewertet, deren Unterstützung der angeschlagene Präsident dringend braucht - schließlich hat er gerade die Region abtreten müssen, in der die Haupteinnahmequelle des Landes liegt: Die Ölquellen im Süden.

Historische Abstimmung
Die Abstimmung über die Unabhängigkeit des Südsudan war Schlusspunkt des Friedensabkommens, das im Jahr 2005 von der Zentralregierung in Khartum und südsudanesischen Rebellen unterzeichnet wurde. Sie beendete einen mehr als 20 Jahre dauernden Bürgerkrieg zwischen dem christlich dominierten Süden und dem muslimisch geprägten Norden. Darin kamen mehr als zwei Millionen Menschen ums Leben. Am 9. Juli, wenn die Unabhängigkeit des Südsudan offiziell vollzogen werden soll, entsteht der jüngste Staat Afrikas. Dann werden sowohl der Norden als auch der Süden eine eigene Verfassung verabschieden.

(rv/faz/diverse 08.02.2011 pr)








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