2011-02-07 15:19:47

Ägypten: Hilfsorganisationen als Bürgerwehr


RealAudioMP3 Die ungewisse Situation in Ägypten wirkt sich auch auf die Arbeit der Hilfsorganisationen in dem Land aus. In der Hafenstadt Alexandria, die bereits zu Jahresbeginn wegen des Anschlags auf koptische Christen für traurige Schlagzeilen sorgte, herrschen in diesen Tagen Chaos und Anarchie. Das berichten Mitarbeiter der Caritas vor Ort. Überall gebe es Plünderungen, von Polizei sei nichts zu sehen. Deshalb müsse man sich selber helfen. Elena Granchi vom SOS-Kinderdorf in Alexandria sagte gegenüber Radio Vatikan:
„Die Bürger bewaffnen sich und organisieren sich in Bürgerwehren, sie kontrollieren die Viertel und sorgen vor. Man kämpft hier wirklich darum, Essen zu bekommen. Und man versteht auch gar nicht mehr, wer da gegen wen ist. Ein Paar Männer sind gewalttätig hier in das SOS-Kinder-Dorf eingedrungen. Das waren Stunden der Angst, alle Mitarbeiter und Erzieher haben das Dorf verteidigt, aber der Direktor wurde leider schwer verletzt.“
An eine geregelte Arbeit der Hilfsorganisationen sei derzeit kaum zu denken. Angesichts der hohen Essenspreise und der politischen Ausnahmesituation herrsche Panik und Gewalt griffe um sich, so Granchi:
„Die Preise sind unverhältnismäßig in die Höhe geschossen, die Läden werden bewacht, die Bevölkerung ist total in Panik und versucht, alles ihnen Mögliche zu kaufen oder mit Gewalt in den Läden zu plündern, die nicht bewacht werden. Wir versuchen im SOS-Kinderdorf, für die Kinder Vorräte anzulegen; es sind 300 – die brauchen Essen und Schutz.“
In Kairo hat sich – nach einem Höhepunkt der Gewalt Mitte vergangener Woche – die Situation Medienberichten zufolge wieder entspannt. Der ägyptische Präsident Husni Mubarak kündigte eine Untersuchung der Zusammenstöße auf dem Tahrir-Platz durch eine „transparente, unabhängige und unparteiische Untersuchungskommission“ an. Knapp 300 Menschen sollen in den vergangenen zwei Wochen bei Unruhen ums Leben gekommen sein. Das teilte die Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ auf ihrer Internetseite mit. Die Gespräche zwischen Regierungsvertretern und der Muslim-Bruderschaft gehen an diesem Dienstag weiter.
(rv/diverse 07.02.2011 pr)







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