Die ungewisse Situation
in Ägypten wirkt sich auch auf die Arbeit der Hilfsorganisationen in dem Land aus.
In der Hafenstadt Alexandria, die bereits zu Jahresbeginn wegen des Anschlags auf
koptische Christen für traurige Schlagzeilen sorgte, herrschen in diesen Tagen Chaos
und Anarchie. Das berichten Mitarbeiter der Caritas vor Ort. Überall gebe es Plünderungen,
von Polizei sei nichts zu sehen. Deshalb müsse man sich selber helfen. Elena Granchi
vom SOS-Kinderdorf in Alexandria sagte gegenüber Radio Vatikan: „Die Bürger
bewaffnen sich und organisieren sich in Bürgerwehren, sie kontrollieren die Viertel
und sorgen vor. Man kämpft hier wirklich darum, Essen zu bekommen. Und man versteht
auch gar nicht mehr, wer da gegen wen ist.Ein Paar Männer sind gewalttätig
hier in das SOS-Kinder-Dorf eingedrungen. Das waren Stunden der Angst, alle Mitarbeiter
und Erzieher haben das Dorf verteidigt, aber der Direktor wurde leider schwer verletzt.“ An
eine geregelte Arbeit der Hilfsorganisationen sei derzeit kaum zu denken. Angesichts
der hohen Essenspreise und der politischen Ausnahmesituation herrsche Panik und Gewalt
griffe um sich, so Granchi: „Die Preise sind unverhältnismäßig in die Höhe geschossen,
die Läden werden bewacht, die Bevölkerung ist total in Panik und versucht, alles ihnen
Mögliche zu kaufen oder mit Gewalt in den Läden zu plündern, die nicht bewacht werden.
Wir versuchen im SOS-Kinderdorf, für die Kinder Vorräte anzulegen; es sind 300 – die
brauchen Essen und Schutz.“ In Kairo hat sich – nach einem Höhepunkt der Gewalt
Mitte vergangener Woche – die Situation Medienberichten zufolge wieder entspannt.
Der ägyptische Präsident Husni Mubarak kündigte eine Untersuchung der Zusammenstöße
auf dem Tahrir-Platz durch eine „transparente, unabhängige und unparteiische Untersuchungskommission“
an. Knapp 300 Menschen sollen in den vergangenen zwei Wochen bei Unruhen ums Leben
gekommen sein. Das teilte die Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ auf
ihrer Internetseite mit. Die Gespräche zwischen Regierungsvertretern und der Muslim-Bruderschaft
gehen an diesem Dienstag weiter. (rv/diverse 07.02.2011 pr)