2011-02-07 10:50:48

Menschen in der Zeit: Walter Galetti, Ein großer Clown wird 80


RealAudioMP3 Lachen und Humor gehören unlösbar zu unserem Menschsein. Sie sind ein Ausdruck der Freude am Leben - und auf das, was uns danach erwartet. Aber die Gaukler, die Narren und Clowns sind mehr als Spaßmacher, weil es ihnen gelingt, auch bittere Wahrheiten einfühlsam zu vermitteln. Mit einem besonderen Gefühl bringen sie unsere menschlichen Schwächen auf den Punkt. Walter Galetti, einer der großen Clowns feierte jetzt seinen 80. Geburtstag. Zu Beginn arbeitete er als Tierpfleger im Zirkus Knie, schon bald bekam er eine eigene Show als Clown. Der kleine Mann mit dem großen Herzen dankt seinem Schöpfer, dass er ihm eine Frohnatur in die Wiege gelegt hat. Seine Augen leuchten, wenn er von der Zukunft erzählt. Walter Galetti erhielt den internationalen Zirkusoscar und gehört zum Kreis der sieben besten Clowns in der Welt.

Herr Galetti, Sie haben sich schon früh für den Beruf eines Clowns entschieden. Was hat Sie für diesen für Sie so wichtigen, lebensentscheidenden Entschluss bewogen?

„Da muss ich so antworten: ich wollte einfach Clown werden! Ich musste Clown werden. Da war einfach der Drang da. Ich war schon in der Schule der Komiker, der Clown. Das hat mich glücklich gemacht. Und dann später habe ich eben versucht, Clown zu werden.“

Es ist Ihnen gelungen, das zu werden, was Sie innerlich bewogen hat......

„Ja, genau. Der Familie zuliebe, meinen Eltern zuliebe, habe ich einen gut bürgerlichen Beruf, Tierpfleger, zu werden. Und dann, wie ich volljährig war, ging ich eben zum Zirkus und habe angefangen, Clown zu werden".

Und was sagte Ihr Elterhaus zu Ihrer Berufswahl?

„Zum Glück hatte ich einen Nachbar und der war Zirkusfan, der hatte sogar Raubtiere in seinem Keller, in seinem Gehege und der hat gut bei meinen Eltern für mich vorgesprochen.“

Sie sind mit ihrem Eigenheim auf Rädern schon mehrmals um die ganze Welt gefahren, begleitet von Ihrer Frau Maria, Ihren beiden Töchtern, Carmen und Maria und später von Ihrem Sohn Marco?

„Meine Frau kam genau so wie ich aus dem privaten Bereich und wir haben uns im Zirkus kennen gelernt. Sie war an der Restauration, und ich war so ein kleiner Pausenaugust. Da haben wir uns kennen gelernt. Da haben wir versucht zusammen eine Nummer aufzubauen.“

Und mit Ihrer Familie schafften Sie dann den Durchbruch zu Ihrer fabelhaften Karriere. Erzählen Sie uns bitte kurz etwas über Ihre Etappen, Ihre großen Erfolge....

„Ich war in London engagiert, damals war ich noch Tierpfleger, aber ich durfte schon mitfahren, und ein bisschen Pausenaugust machen. Und da war im Programm ein Vagabund auf einem Seil. Das Seil war elastisch. Und das hat mich so fasziniert, im Hinterkopf ist das einfach festgesessen. Später, als ich die Möglichkeit hatte, haben wir im Garten meiner Eltern ein Seil gespannt, und haben versucht, Seil zu laufen.“

Das war sozusagen der Anfang Ihrer großen Karriere?

„Ja genau. Dann habe ich ein Jahr lang pausiert, meine Frau ging an eine Tankstelle und hinter dieser Tankstelle haben wir dann weiter unsere Nummer trainiert. Und dann haben wir uns beworben. Wir haben dann auch einen Vertrag bekommen für einen sehr guten Zirkus in Deutschland, und nach drei Wochen kam ein Telegramm: es tut uns leid, wir müssen den Vertrag stornieren. Wir können Sie nicht in unserem Wohnwagen im Park aufnehmen, wenn Sie nicht verheiratet sind. Und drei Wochen später kam wieder ein Telegramm: es tut mir leid, wir müssen den Vertrag stornieren, wir haben den ganzen Zirkus nach Amerika verkauft.... Da waren wir verheiratet und standen da"!

Mittlerweile gehören Sie ja zu den sieben besten Weltclowns und haben sogar den „Zirkusoscar" erhalten...

„Das hat uns sehr geholfen, weiter zu kommen. Überall haben Sie uns reingenommen.“

Gibt es eigentlich Konkurrenz unter den Clowns?

„Nein, nein, das habe ich überhaupt nie erlebt. Weil ja der Flieger oder der Dompteur oder was er eben ist, nicht in Konkurrenz steht. Warum sollte er auf den eifersüchtig sein?“

Das gibt es also in Ihrer Welt nicht: Neid, Eifersucht.....

„Nein, nein.“

Fredy Quinn, Heidi Kabel, Heinz Rühmann, Gilbert Becaud: das sind ja alles Ihre Freunde, um nur einige zu nennen. mit denen Sie auf der Theater- und Filmbühne zusammen Erfolge feierten....

„Gilbert Becaud, der hat mich zwei Mal zu seinen Fernseh-Shows eingeladen, ich habe viel mit ihm zusammen gearbeitet, Heidi Kabel und Heinz Rühmann, das waren Freunde, die zu mir in den Wohnwagen kamen. Und diese Atmosphäre war eben sehr, sehr lieb. Wir standen da in Hamburg etwa sechs Wochen und da kamen jeden Abend Artisten und Schauspieler zu einem netten Beisammensein zusammen.“

Herr Galetti, man sagt Komiker seien im Grunde oft auch recht melancholische Menschen...

„Nein, das stimmt nicht. Auch die berühmte Träne vom Clown...das stimmt nicht. Natürlich gibt’s den Clown, der vielleicht ein bisschen traurig ist. Aber, er zeigt das nicht. Er darf das nicht zeigen. Ich weiß nur, dass alle meine Kollegen lustige Kollegen sind. Bei uns wird viel gelacht, sie sind alle hilfsbereit, eben ein fröhlicher Menschentyp.“

Was ist das Wichtigste für einen Clown, Herr Galetti? Spontaneität, Ideenreichtum, gute Laune, körperliche und geistige Flexibilität oder Intuition?

„Das alles zusammen! Und dann kommt noch dazu: er muss fröhlich sein. Allein schon von seinem Charakter her, er muss fröhlich sein. Sonst kann er ja keine Fröhlichkeit schenken. Einer, der kein Herz hat, kann ja auch kein Herz verschenken. Also, man braucht beides und all die Sachen, die Sie aufgezählt haben, kommen noch dazu.“

Herr Galetti, was ist Fröhlichkeit eigentlich? Ist es, wenn man trotzdem lacht?

„Genau, genau das, ja. Und zufrieden sein. Und – für mich speziell – auf das Publikum eingehen und sie mitreißen. Das gehört einfach dazu.“

Lachen ist also nicht nur ein äußerer Ausdruck der Fröhlichkeit, der Heiterkeit, sondern eben auch Ausdruck der Fröhlichkeit, die von innen kommt?

„Also, so sehe ich es auch. Ich hatte zum Beispiel einen Kollegen gehabt, der hatte kein Herz, der ist auch nicht weit gekommen. Nur angeben, das geht nicht. Man muss einfach ganz leicht und lieb sein. Ein guter Clown, der nimmt sich selbst auf den Arm.“

Der Herrgott hat Ihnen offensichtlich eine Frohnatur in die Wiege gelegt. Sind Sie auch dankbar dafür?

„Aber sicher! Sehr sogar. Ich bin eigentlich sozusagen per Du mit dem Herrgott. Wenn ich zum Beispiel auf der Autobahn fahre, und irgendwie in eine Situation reinkomme, aber auch auf der Bühne, und es klappt herrlich, dann kann ich auch einmal ganz schnell hinter die Kulissen oder beim Auto das Fenster runterdrehen und sagen: Du, ich danke Dir recht herzlich, das war prima! Danke! Ich werde mich revanchieren.“

Ein echtes Zwiegespräch also zwischen einem Clown und dem lieben Gott. Lachen gehört zum christlichen Glauben, lachen ist Ausdruck der Freude am Leben. Man sagt ja auch, Spaßmacher liegen dem Herrgott besonders am Herzen.

„Sicher, sonst hätte ich ja nicht so viel Glück. Ich bin jetzt 80 Jahre und kerngesund. Mir fehlt überhaupt nichts. Gar nichts. Ich brauch keine Pillen, keine Tabletten. Was will ich mehr? Und dafür danke ich auch, ich versuche auch das weiter zu geben durch humanitäre Auftritte und und und...“

(rv 06.02.2011 ap)







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