2011-02-03 11:18:37

Vatikan/Österreich: Papst kritisiert Ausschluss der Religion


RealAudioMP3 Religion muss in der Gesellschaft einen festen Platz haben, denn sie ist der Kitt der Gesellschaft. Daran hat Papst Benedikt XVI. an diesem Donnerstag erinnert. Er hat den neuen österreichischen Botschafters beim Heiligen Stuhl, Alfons M. Kloss, empfangen. Kloss, der seinen langjährigen Vorgänger Martin Bolldorf ablöst, überbrachte dem Papst sein Beglaubigungsschreiben. In vielen Ländern des Kontinents sei das Verhältnis von Staat und Religion in eine „eigenartige Spannung“ geraten, so der Papst in seiner Ansprache.

„Auf der einen Seite sind die politischen Autoritäten sehr darauf bedacht, gegenüber den bloß als individuelle Glaubensüberzeugungen der Bürger verstandenen Religionen keine öffentliche Bühne zukommen zu lassen, auf der anderen Seite besteht der Versuch, Maßstäbe einer säkularen Öffentlichkeit auch für die Religionsgemeinschaften zur Anwendung zu bringen. Es scheint, man wolle das Evangelium an die Kultur anpassen, ist jedoch peinlich darauf bedacht zu verhindern, dass die Kultur vom Religiösen mitgestaltet wird.“

Kirchliches Engagement erfahre breite gesellschaftliche Anerkennung, erinnerte der Papst. Es sei nicht einfach „bloße Wohltätigkeit“ – die Kirche leiste nicht nur im karitativen und Bildungsbereich einen wichtigen Beitrag, sondern trage allgemein zum Gemeinwohl und zur moralischen Stabilität der Kultur bei. „Die Anerkennung der religiösen Freiheit erlaubt der kirchlichen Gemeinschaft, ihre vielfältigen Tätigkeiten auszuüben, aus denen die gesamte Gesellschaft Nutzen zieht“, hält der Papst hier fest.

Benedikt XVI. lobt in dem Zusammenhang das tief katholisch geprägte Österreich – die friedliche Koexistenz der Religionen in dem Land sowie seinen Einsatz für die Religionsfreiheit. Hier nennt der Papst das sogenannte „Kruzifixurteil“ des Europäischen Gerichtshofs; Österreich habe sich in dem Zusammenhang für eine Verankerung der Religion im öffentlichen Raum ausgesprochen. Ebenso lobt der Papst das Bemühen des österreichischen Außenministeriums, dem Schutz der Religionsfreiheit im Europäischen Auswärtigen Dienst mehr Gewicht zu verleihen. Im Gegensatz zu einer exklusiven und säkularen Haltung der Religion gegenüber fielen neben Österreich auch andere „mittel- und osteuropäische Staaten“ positiv auf, bemerkt der Papst.

Mehr Schutz für kinderreiche Familien
Weiteres wichtiges Anliegen des Heiligen Stuhles ist eine ausgewogene Familienpolitik. Die Ehe von Mann und Frau, die „auf die Zeugung eigener Nachkommen ausgerichtet ist“ – sie sei der wesentliche Halt der Gesellschaftsordnung, so der Papst. Hier forderte Benedikt XVI. explizit den Schutz kinderreicher Familien und des ungeborenen Lebens:

„Es wird jedoch vor allem die kinderreiche Familie vielfach benachteiligt. Probleme in solchen Familien, wie etwa ein erhöhtes Konfliktpotential, niedriger Lebensstandard, erschwerter Zugang zur Bildung, Verschuldung und vermehrte Scheidungen, lassen auf tiefere Ursachen schließen, die von der Gesellschaft her gelöst werden müssen. Zudem bleibt zu beklagen, dass dem werdenden Leben nicht ausreichend Schutz zuteil wird, im Gegenteil, oft nur ein sekundäres Existenzrecht gegenüber der Entscheidungsfreiheit der Eltern zuerkannt wird.“

Der Bau eines gemeinsamen „Hauses Europas“ könne nur gelingen, wenn sich der Kontinent seiner „christlichen Fundamente“ bewusst werde, so der Papst weiter. Die Werte des Evangeliums sowie des christlichen Menschenbildes müssten auch in Zukunft das „Ferment europäischer Zivilisation“ sein. Als Leitbilder des Glaubens und der Völkerverständigung nannte der Papst die zuletzt selig gesprochenen Österreicher Franz Jägerstätter, Schwester Restituta Kafka, den ungarischen Heiligen Ladislaus Batthyány-Strattmann und Kaiser Karl von Österreich.
Der neue Botschafter Österreichs beim Heiligen Stuhl mahnte seinerseits ein verstärktes Eintreten für die Achtung der Religionsfreiheit an. Die österreichische Regierung wolle „mit Nachdruck“ dafür eintreten, dass in den EU-Außenbeziehungen dem Einsatz für die Religionsfreiheit künftig ein größerer Stellenwert beigemessen werde, sagte Kloss in seiner Antrittsansprache. Der „beharrliche Einsatz“ für die weltweite Achtung der Menschenrechte sei ein „Hauptanliegen der österreichischen Aussenpolitik“.
(rv/kipa 03.02.2011 pr)







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