Die Statistiken belegen es. Die Christen sind die momentan am stärksten verfolgte
religiöse Minderheit weltweit. Allein die jüngsten Angriffe auf die christliche Glaubensgemeinschaft
in Ägypten, dem Irak und Pakistan verdeutlichen die zum Teil lebensbedrohlichen Umstände,
denen Christen in manchen Gebieten der Welt ausgesetzt sind.
Zum Schutz religiöser
Minderheiten verfasste das EU-Parlament vergangene Woche eine Erklärung, die die kritische
Lage jener verfolgten Christen weltweit besonders erwähnt.
Ein Schritt, der
den Europaparlamentariern gelang, bei dem der Rat der EU-Außenminister am Montag aber
scheiterte. Die EU-Außenminister konnten sich nicht auf einen gemeinsamen Textentwurf
zum Thema Religionsfreiheit einigen, der den Missstand der verfolgten Christen weltweit
gesondert hervorhebt. Johanna Touzel, die Pressesprecherin der katholischen Bischofskommission
ComECE, weiß warum:
„Im Ministerrat, so haben wir es gehört, gab es manche
Länder, die einen Clash der Zivilisationen befürchteten, wenn man die Christen erwähnte.
Für zum Beispiel England, skandinavische Länder, aber auch Spanien und Portugal war
es deshalb Tabu.“
Einige europäische Außenminister hatten offenbar Angst
um den interkulturellen Frieden in ihren Heimatstaaten. Dabei rechtfertigen für Johanna
Touzel schon allein die Zahlen eine besondere Erwähnung der verfolgten Christen:
„Es
gibt seit einigen Jahren jetzt ganz klare Statistiken zur religiösen Verfolgung. Alle
sind sich einig über die Tatsache, dass die Christen 70% der Verfolgten weltweit ausmachen.“
Einige
Staaten haben hingegen darauf gedrängt, die Misere der Christen besonders zu erwähnen.
„Das
ist nicht nur Italien, sondern auch Frankreich, Deutschland, Polen, Ungarn und viele
andere Länder, die diesen Vorschlag als ganz natürlich betrachteten. Denn wenn man
religiöser Verfolgung spricht im Januar 2011, dann sind ganz klar die Christen betroffen
in der Welt.“
Das vorläufige Scheitern eines gemeinsamen Textes zum Thema
religiöse Verfolgung, der explizit die Situation der verfolgten Christen anerkennt
und anklagt, ist von Kirchenvertretern und EU-Parlamentariern seit Montag vielfach
kritisiert worden. Für Johanna Touzel geht die Rechnung nicht auf, mit der die betroffenen
EU-Minister durch Zurückhaltung den Frieden zwischen den Religionen aufrecht erhalten
wollen.
„Die EU sollte endlich nicht mehr so schüchtern und vorsichtig
sein bezüglich dieses Themas. Denn in der Diplomatie muss man manchmal auch ganz klar
die Sachen sagen und man muss ganz klar sagen: Wir haben Grundwerte in der EU und
die verteidigen wir.“