Wenn ein Prinz bei
der Sparkasse arbeitet, ein Bauer sich bestens mit Steuerfragen auskennt und eine
Jungfrau sieben Kinder hat, dann ist wieder Karneval in Köln. Von Anfang Januar bis
zum Aschermittwoch ist in der Stadt am Rhein dann fast alles erlaubt. Die 5. Jahreszeit
bringt den Kölnern alljährlich eine Million Gäste in ihre Festsäle und spült sage
und schreibe eine Halbe Milliarde Euro in die Kassen.
Symbolfigur des bunten
Treibens ist traditionsgemäß das Kölner Dreigestirn, bestehend aus Prinz, Bauer und
Jungfrau. Diese werden nach altem Brauch von drei echten Kölner Jecken verkörpert.
In diesem Jahr von dem Banker Frank Steffens, dem Steuerberater Günter Fluch und dem
Bierbrauer Hans Rene Sion. Immer fröhlich, bunt und laut, so ist der Karneval am Rhein.
Doch die Kölner Karnevalisten können auch anders:
Am Mittwochmorgen besuchte
das Kölner Dreigestirn den Papst in Rom. Markus Ritterbach, Präsident des Festkomitees
des Kölner Karneval erzählt, dass Kölns Bischof Kardinal Meisner die Reise der Kölner
zum Papst ermöglicht habe und dabei eine besondere Bedingung stellte:
„O.k.,
dann fahren wir zum Papst. Aber der Kardinal stellte eine Bedingung: Ich komme mit.“
Gesagt,
getan. Und so traf die 19köpfige Kölner Karnevalsdelegation, inklusive Dreigestirn,
am Dienstagabend in der römischen Basilika Santa Pudenziana auf einen gut gelaunten
Kardinal Meisner:
„Die Kölner sagen ja, wir waren schon katholisch vor Christi
Geburt.“
Es war ein heiteres und besinnliches Zusammentreffen, mit dem
sich die Kölner Narren gemeinsam mit dem Kardinal auf die bevorstehende Papstaudienz
einstimmten. Dabei erklärte Meisner, dass Karneval und Kirche sehr gut zusammenpassen:
„Es
gibt keine leibfreundlichere Religion, die so dem Fleischlichen, dem Leiblichen zugeordnet
ist, wie das Christentum, wie unsere Kirche.“
Meisner betont, dass die
Ausgelassenheit in der Fastnacht christlichen Ursprung hat und lobt die traditionelle
Feierkultur seiner Kölner:
„Die große heilige Theresia sagt: Wenn Rebhuhn,
dann Rebhuhn und wenn Fasten, dann Fasten. Das heißt, wenn wir feiern, dann
wird also wirklich gefeiert, in einem großen Stil, aber wenn gefastet wird, dann wird
auch gefastet. Und da hat auch der Karneval seinen Ursprung, denn bevor das Fasten
losgeht, wird noch mal richtig gefeiert! Aber dann ist auch Sense bis Ostern.“
Die
Begegnung mit Papst Benedikt XVI ist für alle angereisten Kölner eine besondere Ehre.
Mit ihr wollen die närrischen Delegierten vor allem auf die Verbindung zwischen karnevalistischer
und katholischer Tradition hinweisen:
„Der Karneval und die Kirche gehören
untrennbar zueinander, denn der Kölner Karneval fußt auf die Tradition der katholischen
Kirche. Die Fastnacht ist eben der Abend vor der Fastenzeit, wo man noch mal auf den
Putz haut.“
Erklärt die Pressebeauftragte des Kölner Festkomitees Sigrid Krebs.
Und Komiteepräsident Markus Ritterbach verrät, was die Abgesandten vom Rhein dem Papst
denn als Geschenk überreichen wollten:
„Wir schenken dem Papst keinen goldenen
Kelch o.ä., weil der Papst sowieso schon so viele wertvolle Geschenke bekommt. Uns
wurde deshalb ein Tipp geben: Der Papst mag Blutwurst und deftiges Schwarzbrot.“
Am
Vorabend der Papstaudienz überwogen Aufregung und Freude bei den Kölner Karnevalisten. Für
Prinz Frank I bedeutet das Zusammentreffen mit dem Papst nach eigenen Angaben wohl
einen der wichtigsten Momente seines Lebens.
„Ich würde ihn gerne bitten
uns zu segnen, um weiterhin Freude und glückliche Momente an unsere Kölner Bürger
verschenken zu können.“
Das Kölner Dreigestirn beim Papst hat also den
rheinischen Karneval in den Vatikan. Bleibt die Frage an Kardinal Meisner, ob denn
seiner Meinung nach Papst Benedikt als gebürtiger Bayer im Herzen auch ein Karnevalsjeck
sei:
„Also das weiß ich nicht, ich habe ihn nicht gefragt, aber ich fürchte
nein.“ (Lacht)