Die Debatte über den Zölibat, die von einem offenen Brief deutscher CDU-Politiker
ausgeht, hält weiter an. Auch die Vatikanzeitung „Osservatore Romano“ macht den Zölibat
in den letzten Tagen häufiger zum Thema. Erneut druckte der „Osservatore“ in seiner
Ausgabe von diesem Dienstag eine Stellungnahme des Präfekten der vatikanischen Kleruskongregation,
Kardinal Mauro Piacenza. Darin schreibt Piacenza, der Zölibat sei „nicht nur für das
Priesteramt besonders angemessen“, sondern sei „eng mit dem Wesen des Priesteramtes
selbst verbunden“. Schließlich bedeute dieses Amt „eine Teilhabe am Leben Christi,
an seiner Identität und darum an seiner Mission“. Der Kardinal wörtlich: „Es ist gewiß
kein Zufall, dass die ostkirchlichen Kirchen, die auch viri probati (also „bewährte
verheiratete Männer“ zu Priestern) weihen, zur Bischofsweihe absolut keine verheirateten
Priester zulassen!“ Piacenza räumt aber ein, dass das päpstliche Lehramt vor dem letzten
Konzil in Sachen Zölibat vor allem „auf sakral-rituellen Argumenten insistiert“ habe.
Seit dem Konzil hingegen seien mehr „christologisch-pastorale Gründe“ in den Blick
gekommen.
Die schismatisch orientierte „Piusbruderschaft“ verteidigt in einer
Stellungnahme von diesem Dienstag ebenfalls den Pflichtzölibat in der römischen Kirche.
Der deutsche Distriktobere der Piusbrüder, Franz Schmidberger, sieht in der von CDU-Politikern
losgetretenen Debatte „offenen Verstoß gegen die Beschlüsse des II. Vatikanischen
Konzils“. Er fordere „die betreffenden CDU-Politiker sowie das Zentralkomitée (der
deutschen Katholiken) auf, sich unverzüglich an die Vorgaben des II. Vatikanischen
Konzils zu halten und die Erklärung zu widerrufen!“ Und dann kommt der Nachsatz: „Wer
bei jeder Diskussion um die Tradition der Kirche die vollumfängliche Anerkennung des
Konzil fordern, muss sich auch selber daran halten.“ Einen Satz weiter gibt Schmidberger
dann aber zu erkennen, dass die Lefebvre-Anhänger weiter fordert, „jene Teile des Konzils
zu verbessern, die im Widerstreit mit der Tradition stehen“. Der Vatikan verlangt
von der Piusbruderschaft eine umfassende Anerkennung der Lehren des Konzils, darunter
auch der Beschlüsse zu anderen Religionen und zur Ökumene.