Die Meldungen überschlagen
sich, die Situation im nördlichen Afrika und in Arabien wird immer unübersichtlicher.
Nach der Vertreibung des tunesischen Präsidenten Ben Ali und den Unruhen in Ägypten
fallen jetzt die Namen von Marokko und dem Jemen. Der Westen sucht nach Begründungen
und Motiven: Was hat das mit dem Islam, was mit Religion zu tun? Adnane Mokrani doziert
‚Sprache und Kultur des Islam’ an der päpstlichen Universität Gregoriana:
„Der
friedliche Einsatz für den radikalen politischen Wandel ist in der islamischen Welt
ein völlig neues Phänomen. Wir erinnern uns an die grüne Revolution im Iran, jetzt
glauben wir, das gleiche in Ägypten und in Tunesien zu sehen.“
Damals sei
der Fundamentalismus der Mullahs die treibende Kraft gewesen, den Schah zu stürzen.
Man könne aber diese Bewegungen von damals und heute nicht gleichsetzen, so Mokrani:
„Der
religiöse Fundamentalismus ist die andere Seite der Diktatur. In der Vergangenheit
haben diese Diktatoren immer die Bedrohung durch diesen Fundamentalismus benutzt,
um sich als Verteidiger des Westens gegen die fundamentalistische Bedrohung zu stilisieren.
Das Gegenteil ist aber auch wahr: die Diktatoren schaffen erst den Fundamentalismus.
Heute ist die politische Ideologie des Fundamentalismus überwunden, es gibt ein neues
Bewusstsein für Freiheit, um den wahren Herausforderungen in der Gesellschaft begegnen
zu können.“
Sichtbar wird diese neue Einstellung zur Revolution auch in
den Protesten, die die „Bewegung 6. April“ – die Oppositionsgruppe, welche die Proteste
begonnen hatte – für den Dienstag plant. Der spanischen Nachrichtenagentur efe sagte
ein Sprecher:
„Wir wollen das wie ein Volksfest machen, mit Musik und Gesang,
Gedichten und Theater, und wir wollen damit den Rücktritt von Hosni Mubarak erreichen.“