Die derzeitigen Unruhen in Ägypten haben „nicht nur einen politischen, sondern auch
einen spirituellen und islamischen“ Hintergrund. Das glaubt der im Libanon lehrende,
aber aus dem Ägypten stammende Jesuit Samir Khalil Samir. Er halte es für „einen interessanten
Aspekt“, dass ein großes „Dokument über eine Erneuerung des Islam“ unmittelbar vor
Beginn der Unruhen in Kairo im Internet veröffentlicht worden sei. „Das zeigt, dass
es in Ägypten eine globale, also spirituelle wie politische, Bewegung gibt, die das
Land verändern will“, so der Islamwissenschaftler in einem Beitrag für die Nachrichtenagentur
Asianews. In einem anderen Text, aus dem die Katholische Nachrichtenagentur zitiert,
zeigt sich Samir beunruhigt, dass ein Zusammenbruch des derzeitigen ägyptischen Regimes
den christlichen Kopten das Leben noch schwerer machen könnte. Das gälte vor allem,
wenn die in Ägypten offiziell verbotene, aber weitgehend geduldete Muslimbruderschaft
an der Macht beteiligt werden sollte. Ein Sturz des Regimes würde nach Ansicht des
Jesuiten auch die Führung der Kairoer al-Azhar-Universität ins Trudeln bringen. Die
Universität, die als höchste Lehrautorität im sunnitischen Islam gilt, hat ihren Dialog
mit dem Vatikan vor kurzem „eingefroren“.