2011-01-31 11:00:53

Kard. Marx: Hochschulpastoral über die Grenzen hinaus


Die Hochschulen ändern sich, und damit auch die Hochschulseelsorge. Um den Herausforderungen begegnen zu können, trafen sich in der letzten Woche Delegierte des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen, Vertreter von Hochschulverbänden und –bewegungen und Delegierte verschiedener vatikanischer Kongregationen zu einem Kongress in München zu den Perspektiven der Universitätspastoral in Europa.

Schirmherr und Gastgeber des Kongresses war der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx. Bereits 2009 hatte Marx Verständnis für Aktionen von Studierenden gezeigt, die gegen diese Studienreform demonstriert hatten, diese ginge offensichtlich an den Bedürfnissen der jungen Leute vorbei. Im Interview mit dem Münchner Kirchenradio unterstrich er jetzt noch einmal seine Bedenken.

„Der Bologna-Prozess macht ja nicht nur Freude, wie man gelegentlich hört, jedenfalls hat er – so weit ich das sehe – zu einer stärkeren Verschulung geführt, so dass die Studentinnen und Studenten weniger ihre Persönlichkeit entfalten können, in ein anderes Fach hinein schauen können, Kommunikation pflegen können, kulturell und religiös sich weiter bilden: das ist glaube ich etwas schmaler geworden.“

Umso wichtiger seien hier die Hochschulgemeinden, so Marx. Man müsse aber auch das Positive an der europäischen Entwicklung sehen und nutzen.

„Die Vernetzung und dass wir eine gemeinsame Kultur sind, das ist sehr wichtig. Die Katholische Kirche ist in allen europäischen Ländern vertreten, umso wichtiger ist, dass sie auch ihre gemeinsame Hochschulpastoral voranbringt.“

Dialog und Vernetzung – dies waren die beiden Schlüsselwörter, die immer wieder und in den verschiedensten Bereichen genannt wurden. Sie spielen aber nicht nur in den Strukturen der Universitäten und Studierendenorganisationen eine Rolle, sondern auch im Alltag des Glaubenslebens:

„Es gibt eine wachsende Zahl von muslimischen Studentinnen und Studenten. Deswegen ist gerade für die Hochschulgemeinden sehr wichtig, hier den Dialog zu suchen. Schon als ich in Paris studierte gab es eine Gruppe ‚croyant – non croyant’, also Nichtgläubige und Gläubige, und es gab schon immer das Gefühl, dass man in der Hochschulgemeinde über die eigene Grenze hinaus gehen muss.“

Auch hier ist also Vernetzung und Dialog gefordert. „Man muss den Dialog suchen mit den Nichtglaubenden, mit denen, die eine andere Religion haben. Ich halte das für sehr wichtig und würde die Hochschulgemeinden sehr bitten, diesen Dialog zu pflegen.“

Laut Tino Bargel, Mitarbeiter an der Hochschule in Konstanz, betonen auf dem Kongress die heutigen Studierenden ihre Individualität. Im Hinblick auf ihre berufliche Zukunft sind sie weit „effizientorientierter“ als früher, haben jedoch unklare Wertevorstellungen und Ideale. Die Studierenden seien sich, so Bargel, weithin darüber im Unklaren, wie die gesellschaftliche Entwicklung weiter gehen soll und für was sie sich einsetzen könnten. Eine weitere Gemeinsamkeit ist die der Mobilität und der ständigen Vernetzung der heutigen Studierenden. Diese Vernetzung brauche die Kirche auch, habe sie eigentlich auch schon durch die jahrhundertelange Tradition, aber sie werde zu wenig genutzt, so Marx:

„Ich glaube, wenn ich das Feld unserer Kirche insgesamt anschaue, dass wir diese Vernetzungs- und Kooperationsmöglichkeiten noch nicht ausgelotet und ausgereizt haben. Das, was katholische möglich ist, an europäisch und international katholisch möglich ist, ist längst noch nicht ausgeschöpft.“

Der Kongress ist am Sonntag, den 30. Januar mit der Feier der Heiligen Messe durch Kardinal Marx in der Kathedrale Münchens zu Ende gegangen.

(münchner kirchenradio/pm 31.01.2011 ord)







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