Die Menschenrechte
seien zwar nicht unmittelbar dem Christentum entsprossen, dennoch sei es die Lehre
des Christentums gewesen, die den Menschenrechten einst den Boden bereitete. Das
erklärte Staatsphilosoph und ehemaliger Professor der Universität Bonn, Josef Isensee
bei seinem Vortrag am Dienstag in Rom.
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Reflexionen
zum christlichen Menschenbild“ hatte die Konrad Adenauer-Stiftung Professor Isensee
in die päpstliche Universität Gregoriana eingeladen. Dies nutzte der deutsche Gelehrte,
um darauf hinzuweisen, dass schon die Ebenbildlichkeit zu Gott den Menschen mit Würde
ausstattete und so zur Freiheit bestimmte. Heute schütze der Staat die Freiheit seiner
Bürger. Die Kirche habe sich, getrennt vom Staat, auf die Verkündung der Wahrheit
zu beschränken. „Das alles hat einen langen und schmerzhaften Entwicklungsprozess
ausgelöst, der in seinen letzten Ausläufern und seinem wichtigsten Strang, der Frage
der Religionsfreiheit, erst im 2. Vatikanischen Konzil sein Ende fand.“
Die
Religionsfreiheit ist ein Menschenrecht, das in diesen Tagen besonders gefährdet scheint.
Ein Blick auf den Globus zeigt: Heute sind die Christen weltweit die am stärksten
verfolgte religiöse Gemeinschaft. Isensee weiß, warum dieser Missstand in der deutschen
Öffentlichkeit kaum Beachtung findet: „Es gibt eben nicht nur die Islamophobie,
es gibt auch die Christophobie, die wesentlich verbreiteter ist in Deutschland, und
die vor allem salonfähig ist. Das ist auch ein Erbe des deutschen Liberalismus, der
ja doch einen stark antichristlichen Effekt mit sich herumschleppt. Der
antwortet auf diese Frage mit Gleichgültigkeit, während er sensibel auf die Verfolgung
anderer Minderheiten auf der Welt reagiert.“
Für Isensee hängt das fehlende
Bewusstsein für die Leiden der verfolgten Christen weltweit vor allem damit zusammen,
dass in den Köpfen der meisten Deutschen, das Christentum eine Mehrheitsreligion darstellt,
die keines Schutzes bedürfe. „Das ist natürlich eine Fehldeutung der Menschenrechte,
sie sind nicht nur für die Minderheiten da, sondern auch für die angehörigen der Mehrheit.
Das ist die Gleichheit in der Freiheit, die, die Menschenrechte verkünden.“ Daraus
folgt dann die Kritik daran, dass viele sensibel auf die Verletzung der Rechte muslimischer
oder jüdischer Minderheiten reagieren, während sie gleichzeitig: „die schamlosesten
Schmähungend des Christentums hinnehmen und selbst betreiben.“
Zum Glück
habe die christliche Gemeinschaft über die Jahre gelernt, mit solchen respektlosen
Angriffen durch Öffentlichkeit und Medien umzugehen. Isensee empfiehlt: „Nichtbeachtung
oder ironische Bemerkungen, das ist das Allerbeste. Damit man nicht etwa dem Erzeuger
der Schmähungen die Märtyrergloriole zuweist, die ihm die Medien gerne geben.“