2011-01-26 11:35:12

Ägypten: „Mubarak hat nichts gelernt“


Die Gesellschaft für bedrohte Völker wirft Ägyptens Staatspräsident Hosni Mubarak vor, nichts aus dem Terroranschlag gegen Kopten in der Neujahrsnacht in Alexandria gelernt zu haben. „Mit seinem beharrlichen Leugnen jeder Diskriminierung der Kopten macht sich Mubarak endgültig unglaubwürdig und verspielt auch unter den Christen letzte Sympathien“, kritisierte der Afrikareferent des Verbands, Ulrich Delius, am Mittwoch in Göttingen. Innerhalb der vergangenen drei Tage hatte Mubarak gleich zwei Mal öffentlich bestritten, dass Angehörige der christlichen Minderheit in Ägypten diskriminiert werden. Weniger aus Rücksicht auf die Regierung, denn aus Angst vor den Folgen landesweiter Unruhen hatte die koptische Kirche die Christen in den vergangenen Tagen dazu aufgerufen, sich nicht an den Massenprotesten gegen Armut und Unterdrückung am Dienstag zu beteiligen. Die Kirche fürchtet, dass die radikal islamische Muslimbrüderschaft bei einem Regierungswechsel mehr Einfluss gewinnen und das Los der Christen sich noch weiter verschlechtern könnte.

An den Demonstrationen vom Dienstag beteiligten sich allein in Kairo etwa 15.000 Menschen; die Polizei ging mit Schlagstöcken und Tränengas gegen sie vor. Dabei starben fünf Menschen, darunter ein Polizist.

Mubarak hatte noch am 24. Januar gegenüber einem Journalisten erklärt, es sei „unfair und unwahr“, wenn behauptet werde, in Ägypten würden die Kopten diskriminiert. Wer solche Vorwürfe erhebe, „verbreite erfundene Erzählungen“. So solle nur die nationale Einheit von Ägyptern untergraben werden. Koptische Organisationen fordern seit 15 Jahren, die Bestimmungen zur empfindlichen Einschränkung von Kirchenneubauten und -renovierungen aufzuheben. Auch Benachteiligungen bei der Vergabe von Arbeitsstellen im Öffentlichen Dienst, bei der Berufsausübung sowie diffamierende Darstellungen in staatlichen Medien und Schulbüchern schüren seit Jahren Wut und Ärger unter der christlichen Minderheit.

Als Parlamentarier der Regierungspartei in der vergangenen Woche erneut die strikten Bauvorschriften für christliche Kirchen rechtfertigten, reagierten Kopten verärgert. „Sie können uns doch nicht mit Entschuldigungen abspeisen, als ob wir geistig zurückgeblieben wären“, entrüstete sich der koptische Bürgerrechtler Mark Ebeid.

(pm/rv 26.01.2011 sk)








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