2011-01-26 09:45:31

Papst: „Nicht nur Anerkennung von Unterschieden, sondern volle Einheit“


RealAudioMP3 Die Messlatte für eine Einheit der Christen liegt hoch: Nicht weniger als die volle Einheit ist das Ziel, nicht etwa nur ein friedliches Nebeneinander-Leben der Kirchen. Das hat Papst Benedikt am Dienstagabend bekräftigt. In der römischen Basilika Sankt Paul vor den Mauern feierte er eine Vesper zum Abschluß der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen.

Einmal im Jahr, immer am Fest der Bekehrung des Apostels Paulus, fühlt Roms Bischof der Ökumene den Puls. Der Rahmen ist festlich: Alle Lichter an über dem Grab des Völkerapostels, in den Bänken viele Freunde aus anderen christlichen Kirchen und Gruppen – und natürlich die Benediktiner, die an dieser alten Pilgerkirche ihr Kloster haben. Es war eine Vesper mit deutschem Akzent – das lag nicht nur am Papst aus Deutschland, sondern auch daran, dass mit Kardinal Kurt Koch, dem Chef des Ökumenerates, ein Schweizer die Grußadresse an den Papst sprach. Und die erste Lesung wurde vom protestantischen Seelsorger Roms, dem deutschen Pfarrer Jens-Martin Kruse, vorgetragen.

„Zusammen glauben, feiern, beten“ – diese Szene aus der Apostelgeschichte war dieses Jahr das Motto der Weltgebetswoche. „Diese Beschreibung ist nicht einfach eine Erinnerung aus der Vergangenheit und noch nicht einmal die Vorstellung eines Modells, das es zu imitieren gälte“, so der Papst: „Lehre der Apostel, brüderliche Gemeinschaft, Brechen des Brotes und Gebet sind die konkreten Lebensformen der ersten christlichen Gemeinschaft von Jerusalem, aber auch die wesentlichen Merkmale aller christlichen Gemeinschaften jeder Zeit und allerorten.“

Eine sichtbare Einheit der Christen dürfe sich daher auch nicht mit weniger zufriedengeben als mit dieser Einheitsbeschreibung aus der Apostelgeschichte, so Benedikt XVI.:

„Wir wissen genau, dass wir noch weit entfernt sind von dieser Einheit, um die Christus gebetet hat. Diese Einheit, zu der Christus die Kirche aufruft, realisiert sich nicht nur auf dem Niveau der Strukturen: Zu ihr gehören auf tief gehende Weise das Bekennen eines Glaubens, die gemeinsame Feier der Liturgie und die brüderliche Eintracht. Die Suche nach der Wiederherstellung der Einheit unter den getrennten Christen darf sich also nicht auf eine Anerkennung von Unterschieden beschränken, oder auf eine Art friedliches Zusammenleben. Was wir wollen, ist Einheit im Glauben, in den Sakramenten, im kirchlichen Amt. Und der Weg hin zu dieser Einheit ist ein moralischer Imperativ – Antwort auf eine präzise Aufforderung des Herrn!“

Die Christen dürften also nicht „der Versuchung der Resignation oder des Pessimismus nachgeben“, denn das wäre nur ein Zeichen für „mangelndes Vertrauen in die Kraft des Heiligen Geistes“. Vielmehr gelte es, den ökumenischen Weg „mit Leidenschaft“ fortzusetzen.

Übrigens segnete Papst Benedikt auf dem Gelände der Paulus-Basilika auch einen „Lutherbaum“, der vor ein paar Tagen dort gepflanzt wurde – auf Initiative der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands. Die Delegation unter der Leitung der Bischöfe Johannes Friedrich und Friedrich Weber nahm auch an der Vesper in „San Paolo fuori le mura“ teil.

(rv 26.01.2011 sk)








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