Vatikan/Elfenbeinküste: „Nicht länger im Ungewissen lassen"
Der päpstliche „Friedensminister“ warnt davor, den politischen Konflikt in Elfenbeinküste
noch lange offen zu lassen. Zugleich müssten die Regeln der Demokratie gewahrt werden,
so Kardinal Peter Turkson im Gespräch mit Radio Vatikan. Der Ruf nach einer militärischen
Intervention in Elfenbeinküste wird unterdessen lauter: So bat die nigerianische Regierung
den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen darum, dem „Einsatz von Gewalt“ im Rahmen
einer Militäraktion in dem Land zuzustimmen. Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft
(ECOWAS) brauche die „eindeutige Unterstützung“ des Gremiums, schrieb Außenminister
Odein Ajumogobia in einem Beitrag für mehrere nigerianische Zeitungen von diesem Montag.
Der Verlierer der Präsidentschaftswahl, Laurent Gbagbo, weigert sich auch zwei Monate
nach dem Urnengang, aus dem Amt zu scheiden. Die Kirche kann und muss die Politiker
dazu auffordern, sich an die Regeln der Demokratie zu halten, so Kardinal Turkson:
„Eine Wahl wurde abgehalten, einige haben das Ergebnis nicht akzeptiert.
Ich denke, man muss ihre Einwände wohl anhören und dann zu einer Entscheidung kommen.
Tut sich der Verlierer der Wahl schwer damit, seine Niederlage zu akzeptieren, dann
sollten wir - wenn er wirklich der Verlierer ist – ihm helfen einzusehen, dass es
für ihn und das ganze Land gut wäre, die Niederlage zu akzeptieren. Wenn er denkt,
irgendetwas ist bei der Wahl falsch abgelaufen, müssen wir eingreifen und eine Übereinkunft
finden, damit es weitergehen kann. Wir sollten die Lage nicht zu lange ungewiss halten.“
Unter
dem Tauziehen um die Macht leidet zunehmend auch die Bevölkerung des westafrikanischen
Staates. Nach den Wahlen seien 29.000 Menschen ins benachbarte Liberia geflohen, meldete
in diesen Tagen die UN-Mission in Elfenbeinküste (ONUCI). Dort nehmen ihren Angaben
nach ethnische Auseinandersetzungen zu. Die Vereinten Nationen haben indessen ihr
Kontingent an Soldaten in Elfenbeinküste um 2.000 zusätzliche Blauhelme aufgestockt.
Der international anerkannte Sieger der Präsidentenwahl, Alassane Ouattara, versucht
unterdessen, Amtsinhaber Laurent Gbagbo den Geldhahn zuzudrehen: Er verhängte ein
vierwöchiges Kakaoexportverbot. Gegen jeden, der sich gegen das Verbot hinwegsetze,
müssten Sanktionen ausgesprochen werden, hieß es in einer Erklärung.