Sprachlosigkeit beim Thema Sexualität wirft der Kirche der Leiter des Berliner Canisius-Kollegs
vor. In seinen Gesprächen mit Missbrauchsopfern habe er den Eindruck gewonnen, dass
es sich dabei um strukturelle Probleme handle, so Jesuitenpater Klaus Mertes im „Interview
der Woche“ des Deutschlandfunks. Dies sei für die Kirche „hochgefährlich“. Kirchenvertreter
müssten mit Jugendlichen auch über Themen wie Masturbation oder Homosexualität so
sprechen können, dass ein angstfreier Diskurs möglich werde. Präventionsarbeit müsse
auch darin bestehen, das Schweigesystem intellektuell zu durchschauen, sagte Mertes
weiter. Häufig schwiegen Opfer, um Täter, die sie liebten, zu schützen. Außerdem würden
Kinder bei dem Versuch zu reden, oft nicht gehört. Personen, denen sich Kinder anvertrauten,
hätten sich das Geschilderte oft nicht vorstellen können und die Kinder der Lüge bezichtigt.
Es müsse eine Bereitschaft geben, den Schmerz, der mit solchen Schilderungen auch
für die Hörenden verbunden sei, zuzulassen.
„Zölibat steht für mich nicht
in Frage“ Den Zölibat habe er „zu keinem Zeitpunkt“ wegen der Missbrauchsfälle
in Frage gestellt, so Mertes zur aktuellen Diskussion um das Thema in der deutschen
Politik. Zum einen gebe es schon rein statistisch keinen Zusammenhang. Zum anderen
glaube er, „dass der Zölibat vor Missbrauchstätern geschützt werden kann durch gute
Zulassungsbedingungen. Beim Zölibat liegt für mich nicht das zentrale Problem“, so
Mertes wörtlich.