Der Vatikan wehrt sich gegen einen Bericht der Nachrichtenagentur AP zu den Missbrauchsskandalen.
Nach dem Bericht soll der Vatikan in den neunziger Jahren die irischen Bischöfe angewiesen
haben, Missbrauchsfälle nicht der Polizei zu melden. Papstsprecher Federico Lombardi
sagte am Mittwoch zu dem Bericht, der entsprechende Vatikanbrief von 1997 werde missverstanden.
Absicht der Kirchenspitze sei es damals gewesen, dass die irischen Bischöfe sich präzise
an die Vorgaben des Kirchenrechts halten. Dadurch sollte sichergestellt werden, dass
Täter im Klerus oder unter kirchlichen Beschäftigten keine Handhabe bekämen, einer
Kirchenstrafe zu entgehen.
AP hatte aus einem Brief des Nuntius in Irland von
1997 zitiert; darin wird von „ernsten Vorbehalten sowohl moralischer wie kanonischer
Natur“ gesprochen, was das Einschalten von zivilen Strafbehörden betreffe. Der Nuntius
reagierte nach Darstellung der Agentur und des irischen Fernsehens auf einen Beschluss
der irischen Bischofskonferenz. Diese hatte sich 1996 für eine automatische Meldung
jedes Missbrauchsverdachts gegen Priester bei der Polizei ausgesprochen. Das irische
Fernsehen erklärt auch, der damalige Präfekt der Kleruskongregation, Kardinal Dario
Castrillon Hoyos, habe einige Jahre darauf die irischen Bischöfe ermahnt: Sie sollten
zu ihren Priestern wie „ein Vater sein und nicht wie ein Polizist“.
Derweil
fordert der Provinzial der Deutschen Jesuiten-Provinz, Stefan Kiechle, mit Blick auf
den Missbrauchsskandal weitere Reformen in der katholischen Kirche. In einem Beitrag
für die Zeitschrift „Christ und Welt“ sprach er sich am Mittwoch dafür aus, dass die
Kirche ihre Strukturen auf den Prüfstand stellt und sich „gegen allen Triumphalismus
und gegen alle Besserwisserei“ darüber klar werde, dass sie selber sündig sei. Konkreten
Reformbedarf sieht Kiechle unter anderem bei der Auswahl und Ausbildung der Priester,
bei der Haltung zur Sexualität, bei der Begleitung und Kontrolle der Seelsorger und
beim „theologisch überhöhten Priesterbild“. Immer noch gebe es die Auffassung, dass
„mit der Weihegnade Mängel der Psyche automatisch überwunden“ würden. Der Jesuit sprach
sich für ein klares Zeichen der Sühne aus.