Von Pater Darius Kowalczyk,
Folge 11 Priester müssen sich fernhalten von der Politik. Richtig oder nicht? Es
hängt von den Umständen ab. Das Kirchenrecht schreibt vor, dass Kleriker sich nicht
an politischen Parteien beteiligen oder Gewerkschaften leiten dürfen. (can 287). Aber
wenn die ‚Politik’ als Teilnahme am Gemeinwohl verstanden wird, dass ist klar, dass
sie im Interesse auch des Priesters liegen muss.
In jedem Fall gilt das Prinzip
aus Gaudium et Spes: Die Kirche darf in keiner Weise mit der politischen Gemeinschaft
verwechselt werden noch an irgendein politisches System gebunden sein (GS 76). Der
Auftrag der Kirche überschreitet jedes politische Projekt.
Die Konzilskonstitution
stellt fest, dass die politische Gemeinschaft und die Kirche unabhängig und autonom
voneinander sind. Wir verstehen das aber heute so, dass sich beide um dieselben Menschen
kümmern. Außerdem nehmen Laien selbstverständlich am politischen Leben teil.
Das
Problem von heute ist nicht die Politisierung von Priestern, sondern der Mangel an
politischen Christen, an Menschen, die moralisch und professionell fähig sind, sich
als Christen am Gemeinwesen zu beteiligen. Aus der Lehre des Konzils folgt, dass Christen
sich nicht aus politischer Aktivität heraushalten sollen. Mehr noch, besonders sie
sind gerufen, sich in ihrem Glauben zu beteiligen.
Es ist zu wünschen, dass
zum Beispiel in den Institutionen Europas es nicht an Politikern mangelt, die fähig
sind, diese Prinzipien in die Praxis umzusetzen.