Die Schweiz hat einen
neuen Bischof. Es war eine feierliche aber gleichzeitig auch heitere Bischofsweihe
am Sonntag in Olten: Etwa 1.000 Gäste waren dabei, als Felix Gmür sein neues Amt antrat.
Die Kirche St. Martin, in der die Bischofsweihe wegen des Brandanschlags auf die Kathedrale
von Solothurn vom 4. Januar stattfand, war bis auf den letzten Platz besetzt.
Treueversprechen Als
erste Amtshandlung hat Felix Gmür noch vor der Weihe mit den Bistumskantonen die Loyalitätserklärungen
ausgetauscht. An der Feier in Olten nahmen der Apostolische Nuntius, Erzbischof Francesco
Canalini, zahlreiche Bischöfe, Regierungsräte der Bistumskantone und Vertreter der
staatskirchenrechtlichen Gremien sowie der Ökumene teil. Die Schweizer Landesregierung
war durch Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey vertreten. Die Weihe des 44-jährigen
Priesters nahm sein Vorgänger und jetziger vatikanischer Ökumene-Chef, Kardinal Kurt
Koch, vor. Unterstützt wurde er dabei von Norbert Brunner, dem Vorsitzenden der Schweizer
Bischofskonferenz, sowie von Erzbischof Robert Zollitsch, dem Vorsitzenden der Deutschen
Bischofskonferenz.
Bischof „als erster Missionar“ Ins Zentrum
seiner Predigt stellte Kardinal Koch, der seit mehr als einem halben Jahr Ökumene-Minister
des Vatikans ist, das Bistum Basel aber noch als Administrator führte, den Verkündigungsauftrag
des Bischofs. Ein Bischof sollte ein Sehender sein, da Verkünden einen Überblick voraussetze.
So müsse er sowohl einen Blick für den Einzelnen als auch für das Ganze haben. Ein
Bischof müsse zudem sich selber als Person in Hintergrund stellen können. „Ein Bischof
ist erster Evangelist und erster Missionar.“ Als Geweihter handle er im Namen und
im Auftrag eines anderen.
Weiheliturgie Nach der Predigt fand
die eigentliche Weiheliturgie statt. Felix Gmür legte sich zur Erde, während die Gemeinde
die Heiligen anrief. Anschließend legten ihm die anwesenden Bischöfe die Hände auf;
durch diese Handlung empfing er das bischöfliche Amt. Den Krummstab übernahm Felix
Gmür aus der Hand seines Vorgängers Kurt Koch, der das Bistum während 14 Jahren leitete.
Ein
Motto für die ganze Bistumskirche In den Mittelpunkt seines Amtes möchte
der Neugeweihte den göttlichen Willen stellen. Sein Wahlspruch lautet: „Intellegentes
quae sit voluntas domini“ – „Begreift, was der Wille des Herrn ist“. Zu dem Motto,
das aus dem Brief des Apostels Paulus an die Epheser (5,17) stammt, erklärt Gmür schriftlich,
der Wille des Herrn sei entscheidend für das Leben als Christin und Christ. Zunächst
müssten Christen diesen jedoch kennen, bevor sie danach leben und handeln könnten.
Es sei von großer Bedeutung, dass Paulus in der Mehrzahl spreche. "Kirche, Christin,
Christ, Bischof ist man nicht allein, sondern immer zusammen“, so Gmür. Das Motto
sei darum ein Motto für die ganze Bistumskirche.
„Ich bin mit euch Mensch“ Nach
der Eucharistiefeier, welcher der neue Bischof vorstand, und etlichen Grußworten geladener
Gäste hatte Felix Gmür bei einem Gang durch die Oltner Pfarrkirche Gelegenheit, die
Gläubigen des Bistums zu segnen. Als er in einem persönlich gehaltenen Schlusswort
als Erstes einen Dank an seine Eltern aussprach – „ohne sie wäre ich nicht da“, erntete
er warmen Applaus. Er habe viel im Kreise seiner Familie gelernt, was er auch als
Bischof brauchen könne. „Bei uns wusste jeder und jede etwas noch besser als der andere.
Jeder und jede war auf seine Art exklusiv“, sagte Gmür. So müsse er auch als Bischof
nicht das Gefühl haben, er sei etwas anderes: „Ich bin mit euch Mensch.“