Trotz Gebetswoche
für die Einheit der Christen: dem Ökumeneprozess der deutschen Kirchen droht ein eklatanter
Rückschlag. Namentlich geht es um Bestrebungen des Vorsitzenden der Evangelischen
Kirche in Deutschland, Präses Nikolaus Schneider. Er will vom Konsens der Ablehnung
der Präimplantationsdiagnostik (PID) abrücken. Dies stößt bei der katholischen Kirche,
namentlich bei dem Kölner Kardinal Joachim Meisner, auf entschiedene Kritik: Sogar
eine Aufkündigung der Zusammenarbeit im Rahmen der ökumenischen „Woche für das Leben“
sei möglich, da es an „gemeinsamer Überzeugung in den ethischen Fragen“ mangele, sagte
Meisner im Gespräch mit dem Kölner Domradio.
„Wir haben so viele Dinge,
wo wir keine gemeinsame Überzeugung in den ethischen Fragen haben. Das ist jetzt bei
der PID besonders deutlich geworden. Das ist ein großer Rückfall, denn die Politiker
argumentieren ja immer, die Kirchen seien sich auch nicht einig. Das ist ein großer
Rückschlag der Ökumene! Sie wird immer am gemeinsamen Abendmahl gemessen. Aber wir
sollten erstmal gemeinsam das Leben verteidigen, dann können wir auch über die anderen
Fragen sprechen.“
Kardinal Meisner wies auch darauf hin, dass die Haltung
der evangelischen Kirche zur Homosexualität eine andere als die der katholischen Kirche
sei. Auf die Frage nach Konsequenzen dieser Einschätzung, auch im Hinblick auf die
Ausrichtung der ökumenischen „Woche für das Leben“ sagte Meisner:
„Wir
haben die Woche für das Leben alleine als eine katholische Einrichtung begonnen und
nach zwei oder drei Jahren haben wir gesagt, wir können es eigentlich ökumenisch machen.
Und jetzt fragen wir uns, ob es überhaupt noch möglich sein wird in Zukunft eine gemeinsame
Woche für das Leben durchzuführen“.
Hintergrund Die Evangelische
Kirche in Deutschland (EKD) soll nach Ansicht ihres Ratsvorsitzenden, Nikolaus Schneider,
die Haltung zu Gentests an Embryonen neu beraten. Wichtig sei der Blick auf „die konkrete
Not von Menschen“, hatte er am vergangenen Montag vor der Synode der rheinischen Landeskirche
in Bad Neuenahr betont. Anders als in der Abtreibungsdebatte gehe es bei der umstrittenen
Präimplantationsdiagnostik (PID) darum, „Leben zu ermöglichen und auf die Welt zu
bringen“. Die EKD hatte sich 2003 für ein PID-Verbot ausgesprochen. Der oberste Repräsentant
der rund 24 Millionen deutschen Protestanten hält nun eine Anwendung der PID unter
strengen Auflagen für denkbar.