Besonders groß ist
die Freude über Johannes Pauls Seligsprechung natürlich in Polen, seiner Heimat. „Als
die Nachricht kam, war das auch für mich eine Überraschung“: Das sagt der langjährige
Privatsekretär von Johannes Paul II., der jetzige Kardinal von Krakau, Stanislaw Dziwisz.
„Ich bin überglücklich über diese Entscheidung des Heiligen Vaters. Wir hatten
ja auf den 1. Mai als Termin gehofft, aber jetzt freuen sich alle Polen und Katholiken,
die während der Beerdigung Johannes Pauls gerufen hatten: Santo subito! Jetzt wird
das allmählich Wirklichkeit.“
Es ist auffällig: Ausgerechnet der Papst,
der zahllose Reisen um den ganzen Globus unternahm und ständig in Bewegung war, wird
von seinen engsten Vertrauten vor allem als Mann des Gebets gewürdigt.
„Er
war von Kindheit an ein Mann des Gebets und der tiefen Versunkenheit in Gott. Das
hat sein ganzes Leben geprägt: Gebet, Meditation, Kreuzweg, Anbetung. Nie hat er das
Beten vergessen oder hintangestellt. Für mich ist er als allererstes ein Mann des
Gebetes, und er selbst hat auch einmal gesagt: Die erste Aufgabe eines Papstes ist
es, für Kirche und Welt zu beten.“
Die Pfarreien und Bistümer in Polen
wollen sich jetzt geistlich auf die Seligsprechung vorbereiten, so Kardinal Dziwisz.
Polens Kirche hatte sich immer wieder für eine rasche Seligsprechung ausgesprochen.
Manchem Gläubigen zwischen Oder und Bug schien das dafür vorgeschriebene Verfahren
zu bürokratisch. In einigen Kirchen stehen bereits seit geraumer Zeit Fotos oder Gemälde
des Wojtyla-Papstes auf Seitenaltären. Nach einer neuen Umfrage plant etwa eine Million
Polen, zur Seligsprechung nach Rom zu kommen. (rv 15.01.2011 sk)