Personalordinariat für Anglikaner in der katholischen Kirche: Erinnerung und Ausblick
Ein bemerkenswerter
Beginn der Gebetswoche für die Einheit der Christen – so kommentiert die Website der
Westminster Cathedral die Weihe von drei ehemaligen anglikanischen Bischöfen zu katholischen
Priestern an diesem Samstag. Ist es das wirklich? Und wenn ja, warum? Darauf wollen
wir heute einen Blick werfen.
Einer der neu Geweihten, Keith Newton, wurde
aber nicht nur zum Priester geweiht, er ist gleichzeitig von Papst Benedikt XVI. zum
Leiter des Personalordinariates ernannt worden, zu dem alle übertretenden Anglikaner
– einzeln oder als Gruppe – gehören werden. Er veröffentlichte anlässlich seiner Priesterweihe
ein Statement. Darin heißt es:
“Es ist eine Ehre, die ich nicht gesucht
und nicht erwartet habe, aber ich bete zu Gott, dass er mir Weisheit und Gnade gebe,
dass ich das in mich gesetzte Vertrauen erfüllen kann, das der Heilige Vater in mich
setzt. .. Ich sehe meine Aufnahme in die Katholische Kirche nicht als radikalen Bruch,
sondern als Teil meiner langen inneren Pilgerreise des Glaubens. … Besonders danke
ich dem Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, für seine Geduld und Großzügigkeit
für alle von uns, die diesen Weg in den letzten Monaten gegangen sind. … Ich hoffe,
dass das neue Ordinariat ein Geschenk für die Katholische Kirche sein wird und dass
ich, gemeinsam mit den anderen Menschen, die dort Mitglied sein werden, der Gesamtkirche
werde dienen können.“
Zur Erinnerung: im Herbst 2009 hatte der Papst ein
„Motu Proprio“ veröffentlicht, in dem er die rechtliche Grundlage für diese bistumsähnlichen
Strukturen schaffte. Es hatte damals viel Aufsehen erregt und nicht wenige Kommentare,
die katholische wolle von der Krise der anglikanischen Kirche profitieren. Dazu bezog
an diesem Samstag der Präfekt der Glaubenskongregation Stellung, Kardinal William
Levada. Er sagt:
„Die Errichtung des Personalordinariates – ein einzigartiger
und historischer Moment im Leben der Katholischen Gemeinschaft in England – ist die
erste Frucht der apostolischen Konstitution Anglicanorum Coetibus, die Papst Benedikt
XVI. am 4. November 2009 veröffentlicht hat. Es ist meine Hoffnung, dass dieser Personalordinariat
Segen für die gesamte Kirche bringt, dadurch dass, wie der Papst sagt, sie einen „gegenseitigen
Austausch von Gaben aus unseren jeweiligen geistlichen Traditionen“ bringt.“
Damit
setzt Levada den Ton fort, der sich wie ein roter Faden durch die Stellungnahmen sowohl
der katholischen als auch der anglikanischen Kirche zieht. Was vielleicht erklärlich
ist vom katholischen Standpunkt – dem Vatikan liegt sehr daran, die bestehenden guten
Beziehungen zu den Anglikanern nicht zu gefährden, mag erstaunlich klingen, wenn es
auch von führenden Anglikanern ausgedrückt wird. Und in der Tat ist vor allem das
Haupt der Anglikanischen Gemeinschaft, der Erzbischof von Canterbury Rowan Williams,
immer wieder mit Äußerungen hervorgetreten, die das weiterhin bestehende gute Verhältnis
betonen. Er legt Wert darauf zu sagen, dass dies keinen Angriff sei oder ein Ausnutzen
einer Notlage. Zuletzt hatte er das beim Englandbesuch des Papstes im September 2010
ausgedrückt. Bei einer Pressekonferenz zur Veröffentlichung des vatikanischen Dokumentes
sagte Williams im November 2009:
„Die Themen und Fragen, die sich jeder
einzelnen christlichen Kirche und Gemeinschaft heute stellen, stellen sich allen von
uns. Wir glauben nicht, dass man irgendetwas dadurch gewinnen kann, dass man auf Kosten
von anderen punkten will oder man getrennt arbeitet, wo es auch gemeinsam geht. Was
ich zuerst sagen möchte ist, dass dies alles auf keine Weise die normalen Beziehungen
zwischen unseren Gemeinschaften abbricht oder stört. Die Arbeit der gemeinsamen Kommissionen
ist geleistet und steht fest, darauf können wir uns verlassen. Was ich an der vom
Papst veröffentlichen Konstitution bemerkenswert finde, ist dass sie auf ihre Weise
ein Ergebnis unserer jahrelangen Zusammenarbeit, unseres gemeinsamen Dialoges und
Betens, ist. Es ist ein Anerkennen, ein Anerkennen dessen, das es Elemente im anglikanischen
Erbe gibt, die auf keine Weise problematisch sind für die katholische Kirche. Dafür
sollen wir dankbar sein.“
Und deutlich auf die Vorwürfe eingehend, die
katholische Kirche würde in fremden Gewässern fischen:
„Diese Konstitution
darf nicht als vatikanischer Kommentar über die Probleme der Anglikaner gesehen werden.
Es ist eine Antwort auf die Anfragen von Einzelnen, von Bitten einer weit gestreuten
Gruppe von Menschen – Anglikaner oder Christen in anglikanischer Tradition. So gesehen
hat es keine negativen Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen der anglikanischen
und der katholischen Gemeinschaft.“
Der katholische Erzbischof von Westminster,
Vincent Nichols, drückte das ähnlich aus:
„Es erlaubt eine Weise katholischen
Lebens, in dem es Raum gibt für das Erbe der anglikanischen Gemeinschaft, das mit
dem katholischen Glauben übereinstimmt. Es geht darum, die reiche Tradition der Anglikaner,
über die Papst Paul VI. vor 50 Jahren so eloquent gesprochen hat, aufzunehmen und
zu sehen, wie sie das katholische Leben bereichern können.“
Und damit ist
klar: nicht nur die anglikanische Gemeinschaft ändert sich, auch für die katholische
Kirche steht durch die Bereicherung nicht nur eine zahlenmäßige Zunahme, sondern auch
eine Diskussion um den Wert und das Erbe an, das ab diesem Samstag Teil unserer Kirche
ist.