2011-01-15 14:52:18

Personalordinariat für Anglikaner in der katholischen Kirche: Erinnerung und Ausblick


RealAudioMP3 Ein bemerkenswerter Beginn der Gebetswoche für die Einheit der Christen – so kommentiert die Website der Westminster Cathedral die Weihe von drei ehemaligen anglikanischen Bischöfen zu katholischen Priestern an diesem Samstag. Ist es das wirklich? Und wenn ja, warum? Darauf wollen wir heute einen Blick werfen.


Einer der neu Geweihten, Keith Newton, wurde aber nicht nur zum Priester geweiht, er ist gleichzeitig von Papst Benedikt XVI. zum Leiter des Personalordinariates ernannt worden, zu dem alle übertretenden Anglikaner – einzeln oder als Gruppe – gehören werden. Er veröffentlichte anlässlich seiner Priesterweihe ein Statement. Darin heißt es:


“Es ist eine Ehre, die ich nicht gesucht und nicht erwartet habe, aber ich bete zu Gott, dass er mir Weisheit und Gnade gebe, dass ich das in mich gesetzte Vertrauen erfüllen kann, das der Heilige Vater in mich setzt. .. Ich sehe meine Aufnahme in die Katholische Kirche nicht als radikalen Bruch, sondern als Teil meiner langen inneren Pilgerreise des Glaubens. … Besonders danke ich dem Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, für seine Geduld und Großzügigkeit für alle von uns, die diesen Weg in den letzten Monaten gegangen sind. … Ich hoffe, dass das neue Ordinariat ein Geschenk für die Katholische Kirche sein wird und dass ich, gemeinsam mit den anderen Menschen, die dort Mitglied sein werden, der Gesamtkirche werde dienen können.“

Zur Erinnerung: im Herbst 2009 hatte der Papst ein „Motu Proprio“ veröffentlicht, in dem er die rechtliche Grundlage für diese bistumsähnlichen Strukturen schaffte. Es hatte damals viel Aufsehen erregt und nicht wenige Kommentare, die katholische wolle von der Krise der anglikanischen Kirche profitieren. Dazu bezog an diesem Samstag der Präfekt der Glaubenskongregation Stellung, Kardinal William Levada. Er sagt:


„Die Errichtung des Personalordinariates – ein einzigartiger und historischer Moment im Leben der Katholischen Gemeinschaft in England – ist die erste Frucht der apostolischen Konstitution Anglicanorum Coetibus, die Papst Benedikt XVI. am 4. November 2009 veröffentlicht hat. Es ist meine Hoffnung, dass dieser Personalordinariat Segen für die gesamte Kirche bringt, dadurch dass, wie der Papst sagt, sie einen „gegenseitigen Austausch von Gaben aus unseren jeweiligen geistlichen Traditionen“ bringt.“

 

Damit setzt Levada den Ton fort, der sich wie ein roter Faden durch die Stellungnahmen sowohl der katholischen als auch der anglikanischen Kirche zieht. Was vielleicht erklärlich ist vom katholischen Standpunkt – dem Vatikan liegt sehr daran, die bestehenden guten Beziehungen zu den Anglikanern nicht zu gefährden, mag erstaunlich klingen, wenn es auch von führenden Anglikanern ausgedrückt wird. Und in der Tat ist vor allem das Haupt der Anglikanischen Gemeinschaft, der Erzbischof von Canterbury Rowan Williams, immer wieder mit Äußerungen hervorgetreten, die das weiterhin bestehende gute Verhältnis betonen. Er legt Wert darauf zu sagen, dass dies keinen Angriff sei oder ein Ausnutzen einer Notlage. Zuletzt hatte er das beim Englandbesuch des Papstes im September 2010 ausgedrückt. Bei einer Pressekonferenz zur Veröffentlichung des vatikanischen Dokumentes sagte Williams im November 2009:


„Die Themen und Fragen, die sich jeder einzelnen christlichen Kirche und Gemeinschaft heute stellen, stellen sich allen von uns. Wir glauben nicht, dass man irgendetwas dadurch gewinnen kann, dass man auf Kosten von anderen punkten will oder man getrennt arbeitet, wo es auch gemeinsam geht. Was ich zuerst sagen möchte ist, dass dies alles auf keine Weise die normalen Beziehungen zwischen unseren Gemeinschaften abbricht oder stört. Die Arbeit der gemeinsamen Kommissionen ist geleistet und steht fest, darauf können wir uns verlassen. Was ich an der vom Papst veröffentlichen Konstitution bemerkenswert finde, ist dass sie auf ihre Weise ein Ergebnis unserer jahrelangen Zusammenarbeit, unseres gemeinsamen Dialoges und Betens, ist. Es ist ein Anerkennen, ein Anerkennen dessen, das es Elemente im anglikanischen Erbe gibt, die auf keine Weise problematisch sind für die katholische Kirche. Dafür sollen wir dankbar sein.“

Und deutlich auf die Vorwürfe eingehend, die katholische Kirche würde in fremden Gewässern fischen:


„Diese Konstitution darf nicht als vatikanischer Kommentar über die Probleme der Anglikaner gesehen werden. Es ist eine Antwort auf die Anfragen von Einzelnen, von Bitten einer weit gestreuten Gruppe von Menschen – Anglikaner oder Christen in anglikanischer Tradition. So gesehen hat es keine negativen Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen der anglikanischen und der katholischen Gemeinschaft.“

Der katholische Erzbischof von Westminster, Vincent Nichols, drückte das ähnlich aus:


„Es erlaubt eine Weise katholischen Lebens, in dem es Raum gibt für das Erbe der anglikanischen Gemeinschaft, das mit dem katholischen Glauben übereinstimmt. Es geht darum, die reiche Tradition der Anglikaner, über die Papst Paul VI. vor 50 Jahren so eloquent gesprochen hat, aufzunehmen und zu sehen, wie sie das katholische Leben bereichern können.“

Und damit ist klar: nicht nur die anglikanische Gemeinschaft ändert sich, auch für die katholische Kirche steht durch die Bereicherung nicht nur eine zahlenmäßige Zunahme, sondern auch eine Diskussion um den Wert und das Erbe an, das ab diesem Samstag Teil unserer Kirche ist.

(rv/varie 15.01.2011 ord)







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