Kard. Meisner: „Freudiger Ruck für die Weltkirche“
Die Seligsprechung
von Papst Johannes Paul II. wird ein Freudenfest für die Weltkirche. Das prognostiziert
Kardinal Joachim Meisner. Der Kölner Erzbischof hat selbst als Zeuge im Seligsprechungsprozess
mitgewirkt. Im Interview mit dem Kölner Domradio lässt der Kardinal seiner Freude
freien Lauf:
„Das ist eine sehr gute Nachricht für mich selber, aber auch
für unsere Kirche, namentlich auch für unser polnisches Nachbarvolk.“
„Ein
anständiger katholischer Christ“ Sie waren im Prozess um die Seligsprechung
selbst Mitwirkender...
„Ja, ich bin Mitwirkender gewesen. Ich habe schon
vor dem Konklave Subito Sanctum mit unterschrieben, und ich bin als Zeuge verhört
worden im Seligsprechungsprozess. Da waren ein halbes Dutzend Richter, Geistliche,
die in der Heiligsprechungskongregation tätig sind, fast einen ganzen Tag bei mir
und haben mich intensiv interviewt und befragt. Aber man steht unter Eid, deshalb
kann ich Ihnen gar nicht sagen, was da verhandelt worden ist. Aber eines will ich
dann doch verraten: Zum Schluss fragte mich einer, ob ich denn wohl glaube, dass Papst
Johannes Paul II. das geglaubt hat, was er gesagt hat. Da habe ich auf den Tisch gehauen
und gesagt: Na hören Sie mal, das war ein anständiger katholischer Christ! Daraufhin
haben sie mich beschwichtigt und gesagt: Das war doch der Advokat des Diavoli, also
der Anwalt des Teufels, der musste ja so eine provokante Frage stellen! Und ich habe
diese Frage provokativ beantwortet...“
„Eine Million Polen in Rom
erwartet“ Was können Sie zum Termin der Seligsprechung sagen?
„Ich
freue mich wirklich – der Seligsprechungstag ist ja der erste Mai, das ist der Barmherzigkeitssonntag,
weil Ostern so spät liegt dieses Jahr, ist der bis in den Mai hinein. Denn der Papst
ist ja gestorben in der Nacht vom Samstag zum weißen Sonntag, den man auch den Barmherzigkeitssonntag
nennt. An dem Tag wird die Seligsprechung sein. Und ich höre, eine ganze Million Polen
würden nach Rom reisen! Damit ich selbst in Rom mit dabei sein kann, musste ich ein
Paar Termine verlegen. Als ich jetzt zuletzt in Rom war, da war’s noch nicht offiziell.
Aber ich hab mir schon meinen Platz reservieren lassen, in dem Quartier, wo ich sonst
immer bin, für den Samstag, Sonntag und Montag.“
Einen besseren Termin
hätte man also wohl nicht finden können – denn der Barmherzigkeitssonntag wurde selbst
von Johannes Paul II. eingeführt...
„Ich denke, er konnte keinen besseren
Sterbetag finden. Und das Schöne ist, dass er diesen sehr schönen Barmherzigkeitssonntag
als Seligsoprechungstag hat. Und ich meine auch, dass da ein Ruck positiver Freude
an Gott und seiner Kirche durch Europa und durch die Welt geht. Das ist ja der eigentlich
Effekt oder die eigentliche Frucht einer Seligsprechung: Dass wir es ihm ein wenig
nachmachen, freilich mit den schlichten Möglichkeiten, die wir haben.“
„So
was macht die Kirche nicht mit links“ Das Seligsprechungsverfahren für diesen
Papst ist ja ein regelrechtes Schnellverfahren gewesen, nicht wahr?
„Es
geht. Wie bei Mutter Teresa hat man den Beginn des Seligsprechungsprozesses verkürzt,
aber sonst ist nichts geschenkt worden. Deshalb auch die Ungeduld: Weshalb ist er
denn nicht schon vor ein, oder zwei oder drei Jahren selig gesprochen worde usw..
Der Papst hat ja nicht nur ein Paar fromme Predigten hinterlassen, sondern eine ganze
Bibliothek, auch als Wissenschaftler und Professor. Und da wurde alles minutiös untersucht
und seziert, um zu schauen, ob es da etwas gab, was gegen den Glauben verstieß. Ein
Selig- und Heiligsprechungsprozess ist ein sehr mühseliger Prozess, das macht die
Kirche nicht mit links! Ich freue mich schon auf den ersten Mai – ich werde dieses
Mal mit noch größerer Inbrunst singen: Der Mai ist gekommen!“